Vincerò ("Ich werde siegen"). Mit dieser Opernarie aus Giacomo Puccinis Turandot flankierte der italienische Opernstar Andrea Bocelli Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne beim Debüt des neuen Alfa Giulia. Genau 105 Jahre nach der Gründung der Alfa-Gruppe präsentierte Marchionne die angebliche Trendwende in der Strategie von Fiat Chrysler Automobiles (FCA).

"Vor wenigen Jahren hätte Fiat nicht die Kapazität gehabt, Alfa zu lancieren. Durch die Fusion mit Chrysler ist dies möglich geworden", sagte der Konzernchef stolz. Er bekräftigte, bis 2018 die Zahl der verkauften Alfa-Wagen von 68.000 Fahrzeugen im Vorjahr auf 400.000 Einheiten erhöhen zu wollen. Dazu sollen fünf Milliarden Euro investiert werden.

Schwierige Aufholjagd

Das neue Giulia-Modell gilt als Feuerprobe für FCA. Denn jahrelang hat sich Marchionne damit begnügt, alte Modelle zu erneuern und zu revidieren. Nun wird ein völlig neues Modell lanciert.

Nach Einschätzung des Fiat-Experten Giuseppe Berta von der Mailänder Bocconi-Universität wird es dennoch schwierig, den Anschluss an die deutschen Audi-BMW- und Mercedes-Modelle, aber auch an Jaguar zu finden. "Die Investitionen von fünf Milliarden Euro sind für dieses ehrgeizige Ziel zu gering", sagt er. Die Konkurrenz habe in den vergangenen Jahren mehr investiert.

Späte Entwicklung

Analysten in Mailand zweifeln, ob Marchionne überhaupt die versprochenen Mittel für die mit reichlicher Verspätung angetretene Entwicklung der neuen Modelle investieren wird.

"Es hängt alles vom Erfolg oder Misserfolg des Alfa Giulia ab", sagte ein Analyst, der nicht genannt werden will. Harald Wester, der deutsche Chief Technology Officer von FCA und Chef der Marken Alfa Romeo und Maserati, lobte das "rasant-dynamische Design" des neuen Modells, das im krassen Gegensatz zu den "langweiligen Modellen" der Premiumkonkurrenz stehe.

Auf der Marketingveranstaltung mit 400 geladenen Journalisten wurde kaum über Strategien gesprochen. Zweifellos ist die Marketingoperation aber dazu gedacht, FCA für den Wunschpartner General Motors (GM) attraktiver zu machen. Doch ein Zusammengehen mit GM ist derzeit reines Wunschdenken Marchionnes.

Fusion abgelehnt

Sowohl das GM-Management als auch die Investoren haben den Fusionsplan abgelehnt. "Ich sehe kaum Möglichkeiten einer Fusion mit GM", sagt auch Giuseppe Berta. FCA werde es im Alleingang allerdings kaum schaffen. Andere Autopartner seien nicht in Sicht. Am Ende könnte Marchionne aber auch mit einer Technologiefirma wie Google zusammengehen, spekuliert der Autoexperte. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, 26.6.2015)