Künstlerische Darstellung des Schwarzen Loches in V404 Cygni.

Illu.: ESA

Paris – Um V404 Cygni ist es nach seiner Entdeckung 1989 eher ruhig geworden: Seither konnten Forscher kaum Daten über das Doppelsternsystem mit seinem Schwarzen Loch im Sternbild Schwan sammeln. Damals, im Mai 1989, hatte ein japanisches Team einen hellen Gamma- und Röntgenstrahlenausbruch registriert, auf den lange Stille folgte.

Doch nun scheint das System wieder aktiv zu sein, wie die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) vermeldet: Darauf lassen unter anderem Daten des Gammastrahlen-Observatoriums INTEGRAL der ESA sowie des Burst Alert Telescope auf dem Satelliten Swift der NASA schließen.

Plötzliches Erwachen

Das rund 8000 Lichtjahre entfernte System V404 Cygni besteht aus zwei Komponenten, die einander umkreisen: ein Schwarzes Loch (der Überrest eines einst massereichen Sterns) mit neun bis 15 Sonnenmassen und ein Begleitstern, dessen Masse etwas kleiner als die der Sonne ist. Die beiden Objekte umkreisen einander alle 6,5 Tagen in kurzer Distanz vollständig.

Am 15. Juni registrierten Astronomen nun einen plötzlichen Anstieg der Aktivität des Systems, woraufhin zahlreiche Teleskope in dessen Richtung ausgerichtet wurden. In der Folge konnten heftige Gamma- und Röntgenstrahlenausbrüche beobachtet werden, wie sie seit 26 Jahre in diesem System nicht mehr vorkamen.

Massereiche Schwarze Löcher ziehen Materie in ihrer Umgebung mit enormer Kraft an, die sich dann wie bei V404 Cygni in einer Scheibe um das Schwarze Loch sammelt (Akkretion). Dort heizt sie sich massiv auf und beginnt, in verschiedenen Wellenlängenbereichen zu leuchten – neben dem sichtbaren Licht auch in ultravioletter und Röntgenstrahlung.

Spitzenleuchter

"Das System verhält sich im Moment sehr außergewöhnlich. Es treten wiederholt sehr helle Blitze im Abstand von weniger als einer Stunde auf", so Erik Kuulkers von der ESA. Dies sei für Zweifachsysteme selten. "Während dieser Ereignisse wird V404 Cygni zum hellsten Objekt am Himmel im Röntgenstrahlungsbereich – 50 Mal so hell wie der Krebsnebel, der diesen Spitzenplatz normalerweise inne hat."

Dass es sich bei V404 Cygni um ein Doppelsystem handelte, bemerkten die Forscher übrigens erst, nachdem die Strahlung des massiven Ausbruchs von 1989 nachgelassen hatte. Sie hatte den beteiligten Stern schlicht überstrahlt. (red, derStandard.at, 28.6.2015)