Die Parkanlage als Psychogramm der Gesellschaft ist ein überraschend interessantes Feld. Die kürzlich vorgestellte, repräsentative Studie des Vereins "Initiative für soziale Freiraumgestaltung" (ISOF) liefert unter anderem Erkenntnisse über Inklusion und Integration im öffentlichen Raum. Zunächst das Positive: Laut Studie funktioniert das Zusammenleben unterschiedlicher Gruppen im Park prinzipiell "eher gut". Laut der von Gallup durchgeführten Befragung sehen 61 Prozent der Befragten ein sehr bis eher gutes Funktionieren des Zusammenlebens, nur 23 Prozent sehen es als weniger bis gar nicht gut.

Ein Drittel der Österreicher nutzt Parks und öffentliche Grünanlagen regelmäßig. Am häufigsten findet man Parkbesucher in Wien: Jeder zweite nutzt sie zumindest mehrmals im Monat. Der häufigste Grund, warum man Parks (entgegen dem eigenen Wunsch) nicht häufiger nutzt, ist laut Studie Zeitmangel. Weitere Gründe sind "verschmutzte Parks, laute Kinder, Ausländer und generell unangenehmes Publikum".

"Diese Studie bestätigt in gewisser Weise auch die große Einsamkeit und Trägheit, in der immer mehr Menschen leben und unter der sie auch leiden", fügt Sanja Turkovic, Landschaftsarchitektin und Auftraggeberin der Studie hinzu. Turkovic hält es für alarmierend, wenn nur ein Drittel der Österreicher Parks und öffentliche Plätze nutzen: "Die restlichen zwei Drittel sind ziemlich desinteressiert: Wir sind entweder eine Nation der biederen Stubenhocker und Gartenbesitzer sowie der abgeschotteten Ignoranten. Oder aber, sind unserer Parks und begrünte Plätze zu wenig attraktiv."

"Die Ausländer sind schuld"

Die Erhebung deutet aber auch auf vorhandene Problemfelder zwischen den Bevölkerungsgruppen hin. Wenn es nicht gut funktioniert, gibt es aus der Sicht der Parkbesucher einen Hauptschuldigen: "die Ausländer." Diese Gruppe, die sich nach Wahrnehmung der Befragten aus so genannten "Ausländern, Migranten, Asylanten, Türken" zusammensetzt, sei vornehmlich "laut, dreckig, aggressiv, rücksichtlos." So denken gut 27 Prozent der Befragten. Weitere 17 Prozent sind der Auffassung, dass das Zusammenleben auf Grund von "unterschiedlichen Ansichten, Interessen und der Mentalität" nicht funktioniert. Gut 13 Prozent und somit auf Platz drei der Antworten seien "Kulturunterschiede, Integrationsprobleme beziehungsweise -unwilligkeit" ausschlaggebend.

Eine Herausforderung also auch für die Politik, Gemeinde und Sozialarbeiter. "Hier müssen wir alle Chancen ergreifen, gemeinsam an der Problemlösung arbeiten und das Gemeinsame finden und nicht das Trennende, das kennen wir schon gut genug", wirft Gabriele Stowasser, vom Senat der Wirtschaft ein, der als unterstützender Partner mitgewirkt hat.

Sanja Turkovic fasst zusammen: "Die Integration und Inklusion im öffentlichen Raum funktioniert bei uns nicht besonders gut. Hier besteht definitiv Aufholbedarf." Dennoch halten die Österreicher laut Studie insgesamt das tolerante Nebeneinander für die beste Form des Zusammenlebens, ganze 61 Prozent sprechen sich dafür aus, nur 18 Prozent für eine totale Trennung der Gruppen, 13 Prozent für mehr Gemeinsamkeit und Durchmischung. So ähnlich ist das auch in den Bundesländern, einzige Ausnahme: In Tirol und Vorarlberg sind nur 39 Prozent für ein Nebeneinander aber 34 Prozent für die Trennung. Bemerkenswert ist, dass die Meinung der Befragten mit Migrationshintergrund im Großen und Ganzen jener der Gesamtbevölkerung entspricht. (Toumaj Khakpour, daStandard.at, 30.06.2015)