Bis vor kurzem wurde in der Kapelle der Innsbrucker Hofburg einmal jährlich die Kaiserhymne gesungen.

Foto: Günter Richard Wett

Innsbruck – So hatte Maria Theresia sich die Feierlichkeiten gewiss nicht vorgestellt. Vor genau 250 Jahren machte sie sich mit ihrem Gatten Franz Stephan von Lothringen, einigen Verwandten und ihrer Entourage auf den Weg von Wien nach Innsbruck. Einer der Söhne des kaiserlichen Paares, Erzherzog Leopold, sollte dort die spanische Prinzessin Maria Ludovica ehelichen. Ein mehrwöchiges Fest, für das Unsummen ausgegeben wurden, zahlreiche Gäste, der ganze Pomp – und dann die Tragödie.

Es gibt mehrere Erzählungen, wie sich das Unglück genau abgespielt habe, was die Ursache war. Fest steht, Maria Theresias geliebter Gemahl ist während dieser Hochzeit verstorben. Nach einer Theateraufführung soll ihm übel geworden sein, er habe sich gerade noch in die kaiserliche Residenz, die Innsbrucker Hofburg, schleppen können, auf dem Bett eines Dienerzimmers brach er schließlich nieder und war tot.

Tägliches Beten im Damenstift

Dieses Kämmerchen ist heute eine Kapelle, derzeit einer der Ausstellungsräume einer umfassenden Schau, die sich nicht nur der Todesgeschichte des hier verstorbenen Kaisers widmet, sondern auch ganz allgemein dem Sterben, der Trauer und dem Umgang damit im Wandel der Zeit.

Dazumal soll Maria Theresia leidenschaftlich gelitten haben. Sie ließ die noch mittelalterliche Innsbrucker Hofburg in eine prächtige barocke Gedächtnisstätte umbauen, eine Art Tiroler Taj Mahal für ihren verstorbenen Geliebten. Und sie gründete ein an die Hofburg angeschlossenes Damenstift, in dem adelige Frauen täglich für den Kaiser beten sollten – so geschieht es bis heute.

Die "kropferte Liesl"

Früher mussten die Stiftsdamen bis in die 16. Generation Adel vorweisen können. Erste Stiftungsäbtissin wurde Maria Theresias Tochter Elisabeth, genannt "kropferte Liesl", die aufgrund von Vernarbungen nach einer Pockenerkrankung als unvermittelbar galt.

Nach Auflösung der Monarchie fiel das Stift dem Land Tirol zu. Heute gibt es noch drei Stiftsdamen, von denen zwei das Stift bewohnen, eine lebt inzwischen im Altersheim. Die Frauen haben Zimmer in dem Gebäude und bekommen eine Apanage für ihren täglichen Gedenkdienst – kontrolliert wird dieser allerdings nicht.

Landesbudget "nicht belastet"

Stiftungskurator ist immer der aktuelle Landeshauptmann, der auch über etwaige Nachbesetzungen entscheidet. Auf Nachfrage im Büro von Günther Platter werden die Voraussetzungen für die Ernennung erläutert: Die Damen müssen "adeliger Herkunft", alleinstehend und katholisch sein, sie dürfen kein Vermögen besitzen, sollen einen "einwandfreien Leumund" nachweisen und sich "mit den Werten des Theresianischen Damenstiftes zu Innsbruck vollinhaltlich identifizieren".

Am sogenannten Schmerzensfreitag, eine Woche vor Karfreitag, findet in der Hofkapelle immer eine Messe statt. Bis vor wenigen Jahren sei dort die Kaiserhymne gesungen worden, erzählen Dabeigewesene. Landeshauptmann Platter habe das dann abgeschafft. Sein Sprecher betont jedenfalls: Die Stiftung erhalte sich selbst, durch die Zahlungen an die drei Stiftsdamen werde das Landesbudget nicht belastet.

"Im Totenreich sind alle gleich"

Am Ende der aktuellen Ausstellung in der Innsbrucker Hofburg, die noch bis Mitte Jänner zu besichtigen ist, hängt ein Gemälde, auf dem 13 identische Totenköpfe zu sehen sind. Sie wurden im Kreis angeordnet, jeder ist beschriftet: "arm", "reich", "Mann", "Weib", "Bauer", "Bürger" , "Kanzler" und "Kaiser" steht da etwa über den Schädeln. Im unteren Bilddrittel findet sich ein Schriftzug: "Wer sieht da den Unterschied – im Totenreich sind alle gleich." In Tirol hingegen wird des Kaisers bis heute ganz besonders gedacht. (Katharina Mittelstaedt, 2.7.2015)