Großevent in 250 britischen Kinos vor dem Grand-Prix-Wochenende von Silverstone: Die Doku "Lauda – The Untold Story" aus Österreich. Die Story über den Filmrechtsstreit endet mit Millionenverlusten und Chefwechsel bei der "Rush"-Produktion und vor Gericht ziemlich unentschieden.

Foto: Moonlake

Hannes M. Schalle, Moonlake Entertainment, produzierte "Lauda – The Untold Story".

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Niki Lauda, dreifacher Weltmeister.

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Lauda und der Unfall am Nürburgring am 1. August 1976.

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Wien – Lauda – The Untold Story nennt der österreichische Produzent Hannes M. Schalle seine Doku über Lauda. Ihre Vorgeschichte wurde schon erzählt – eine Geschichte um ein Drehbuch auf Abwegen, um vertragliche Vereinbarungen mit Niki Lauda, um Klagen und Gegenklagen zwischen Deutschland, USA und Österreich, um einen teuren US-Spielfilm, um keinen Spielfilm aus Deutschland und Österreich und nun, als ein Abschluss, um die Doku.

Netflix, Amazon, iTunes

Auf "eine Groteske" blickt Schalle zurück, bevor sich der Produzent (Moonlake Entertainment) in die englische Motormetropole Milton Keynes aufmacht. Dort inszeniert der britische Verleih The Untold Story am Donnerstagabend in einem Event mit Satelliten-Übertragung in 250 britische Kinos.

Netflix, Amazon, iTunes wollten die Doku, nach Japan, Polen, Frankreich, Italien ist sie verkauft, erzählt Schalle und freut sich, "dass eine wesentlich kleinere Produktion als Rush die Gemüter so bewegt." Rush, das ist der Kinofilm zur dieser "Groteske".

TV-Zweiteiler mit Lauda vereinbart

Die Vorgeschichte im Zeitraffer:

  • Produzent Schalle traf 2010 für eine 3sat-Doku über Sport-Comebacks österreichische Sporthelden wie Niki Lauda, Hermann Maier, Thomas Muster, Heinz Kinigardner und Therese Schwarzenberg.

  • Mit Lauda, sagt Schalle, vereinbarte er in einem Vertrag mehr als das Interview für die 3sat-Doku: einen TV-Zweiteiler nämlich über den Flammenunfall auf dem Nürburgring 1976 und sein Comeback, Produktionsriese Ufa im Boot. Schalle schickt Lauda Ende 2010 ein Script – und hört nichts mehr von ihm.

  • Aber Schalle hört bald vom Projekt des in Wien lebenden Drehbuchautors Peter Morgan für einen US-Film über Lauda, der später als Rush ins Kino kommt – und früher in Berlin vor Gericht. Federführend bei der Rush-Produktion ist die US-Produktionsfirma Exklusive Media.

Schlaglichter eines Rechtsstreits

  • Schalles Produktion Moonlake Entertainment und ihr Partner für das Lauda-Projekt, der deutsche Produktionsriese Ufa, beantragten damals eine Einstweilige Verfügung gegen Lauda und die US-Produktionsfirma des Lauda-Films nach Morgans Drehbuch.

Die Einstweilige Verfügung wurde in Berlin tatsächlich erlassen. Im Wortlaut:

"Herrn Niki Lauda und der NL Holding ist untersagt, zu behaupten oder die Behauptung zu verbreiten, dass Herr Lauda stets eine Zusammenarbeit mit der Phoenix Film (heute UFA FICTION) bei der Entwicklung und Realisierung eines fiktionalen, von der Phoenix Film und Moonlake Entertainment GmbH gemeinsam betriebenen Filmprojektes mit dem Titel "33 Days – to Hell and Back" (basierend auf der TV-Dokumentation "Aus eigener Kraft" und damit Teilen der Lebensgeschichte von Herrn Lauda abgelehnt hat."

Die Verfügung ist rechtskräftig. Wird sie verletzt, drohen bis 250.000 Euro Ordnungsgeld (Strafe) oder bis sechs Monate Haft.

  • Die US-Produktion Exclusive Media wiederum klagte, Moonlake und Ufa hätten keine Rechte, die die US-Verfilmung tangieren könnten. Diese Klage blieb ohne Erfolg, ebenso erging es einer Ufa-Gegenklage.
  • Erst vor wenigen Tagen, im Juni 2015 schließlich, schloss das Berliner Gericht die Akten mit einer Entscheidung über die Verfahrenskosten von rund 35.000 Euro. Sie werden zwischen Ufa und Exklusive Media geteilt, den größeren Teil soll die Rush-Produktion übernehmen.

Bosse der "Rush"-Produktion mussten gehen

Für die Gründer, Minderheitsgesellschafter und Manager der US-Produktionsfirma Exklusive Media, Nigel Sinclair and Guy East hatte das Filmprojekt "Rush" nachhaltige Folgen: Im März 2015 mussten Sinclair und East ihre Jobs und die Produktionsfirma wegen Millionenverlusten mit diesem Filmprojekt verlassen, berichteten US-Branchenmedien.

Laut Hollywood Reporter blieben von "Rush" für Exclusive Media kolportierte rund zehn Millionen Dollar Minus. Die Verluste könnten in weiterer Folge zur Einstellung der US-Vertriebsfirma von Exclusive Media führen, schrieb das Branchenmagazin damals (Links unten).

Doku über den Nürburgring ohne Lauda

Schalle dreht nun eine große historische Doku – Green Hell – über den Nürburgring, die im Herbst in die Kinos kommt. Lauda habe ein Interview dafür unter Verweis auf die Vorgeschichte freundlich abgelehnt.

Im ORF vereint

Der ORF zeigt Schalles Doku übrigens unter dem Titel 33 Days: Born to be Wild diesen November – im Anschluss an: Rush. (fid, 2.7.2015)