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Facegloria richtet sich primär an Protestanten und andere christliche Glaubensrichtungen.

Foto: Screenshot

Das Internet ist ein bunter Ort für viele Belange. Es erlaubt die einfache kreative Selbstentfaltung, konstruktive Diskurse und bietet den Menschen schnellen Zugang zu wertvollen Informationen. Doch das Web hat auch seine Schattenseiten. Nicht selten zerstören Trolle interessante Diskussionen und stellen Menschen bloß. Ein beachtlicher Teil des globalen Traffics fließt in Erotik- und Pornoseiten unterschiedlichster Ausprägung.

Kein Wunder also, dass all diese Facetten bis zu einem gewissen Grad auch auf dem weltgrößten Social Network Facebook aufscheinen. Zwar gibt es ein Regelwerk und verschiedene automatische Kontrollmechanismen, die die Plattform zu einer "freundlichen" Umgebung machen sollen, doch die Umsetzung der eigenen Richtlinien in der Praxis gilt längst nicht immer als besonders vorbildhaft.

Brasilianische Protestanten haben nun am 4. Juni ein Alternativangebot an den Start gebracht. Es trägt den Namen Facegloria und soll nicht nur die über 40 Millionen Anhänger ihrer Glaubensrichtung bedienen, sondern auch Publikum anderer christlicher Strömungen. Die Bevölkerung Brasiliens ist mehrheitlich katholisch.

Facegloria www.facegloria.com

Anti-Großbuchstaben-Regeln, Meldepflicht bei Verstößen

"Facegloria ist eine christliche Gemeinschaft (…), die die Kommunikation zwischen Menschen ermöglicht, welche die Prinzipien von Familie, Moral und Respekt unter Menschen mit dem gleichen Glauben, den gleichen Ideen und Interessen bewahren möchte", heißt es in der Selbstbeschreibung. Man sei eine "saubere virtuelle Umgebung", die den Austausch "erbauender Inhalte" und kirchlicher Aktivitäten fördere damit sie ihre Social Network-Aktivitäten zu einem Abbild ihres "christlichen Lebens" machen könnten.

Die Nutzungsbedingungen hinsichtlich der erlaubten Inhalte ähneln stark jenen von Facebook, sind aber wenig überraschend noch strenger gefasst. Nicht gern gesehen werden Beschimpfungen oder der inflationäre Gebrauch von Großbuchstaben, der üblicherweise als "Schreien" gedeutet wird. Nutzer sind laut AGB zudem verpflichtet, Verstöße Anderer bei Entdeckung zu melden.

Bislang rund 80.000 Nutzer

Wie bei Facebook nimmt sich auch Facegloria das Recht, vom Nutzer bereitgestellte Inhalte wie Kommentare oder Bilder selber verwenden zu können, wobei das Urhebercopyright unberührt bleibt. Userdaten gibt man erst im Falle einer gerichtlichen Anordnung an Dritte weiter, oder wenn man zur Wahrung der eigenen Sicherheit ermitteln muss.

Das Netzwerk, das zur Verwendung die Einrichtung eines Profilbildes, aber keine E-Mail-Adresse voraussetzt, sieht seinem großen Vorbild in einigen Teilen ähnlich. Es hat aber einen wesentlich geringeren Funktionsumfang und steht aktuell nur auf Portugiesisch zur Verfügung.

Ob sich Facegloria in einer religiösen Nische etablieren kann, bleibt abzuwarten. Die Anzahl der aktiveren Nutzer ist bisher überschaubar. Ein erheblicher Teil der bisher rund 80.000 Mitglieder scheint sich aus Neugier angemeldet zu haben, ohne aber jemals etwas zu posten. (gpi, 06.07.2015)