Genf/Madrid – Zwölf Tage sitzt der marokkanische Journalist Ali Lmrabet nun schon unter den Bäumen gegenüber des UN-Menschenrechtsrats in Genf. "Ich will meinen Personalausweis", erklärt er. Trotz Hungerstreiks verweigern ihm die marokkanischen Behörden das Dokument – mittlerweile ist auch noch sein marokkanischer Pass abgelaufen. Die Anweisungen dazu kommen, da ist sich Lmrabet sicher, von ganz oben.

Lmrabet ist einer der bekanntesten kritischen Journalisten des Landes. Er wurde 2005 zu zehn Jahren Berufsverbot verurteilt. Nach deren Ablauf würde er gern wieder eine Zeitschrift in Marokko gründen. "Doch ohne Personalausweis keine Lizenz."

Streit um die Westsahara

Lmrabets Akte ist umfangreich: Als erster marokkanischer Journalist interviewte er den Chef der Befreiungsbewegung Polisario Mohamed Abdelaziz und besuchte die sahaurischen Flüchtlingscamps im südwestalgerischen Tindouf. Für das marokkanische Königshaus ist die Westsahara integraler Bestandteil Marokkos.

Außerdem machte Lmrabet das erste Interview mit einem israelischen Premier, mit Benjamin Netanjahu, in der arabischen Welt. 2000 gründete er mit "Demain" sein eigenes Blatt. Es wurde zweimal verboten, 2003 wurde Lmrabet Majestätsbeleidigung vorgeworfen. Er bekam vier Jahre Haft und durfte nach einem Hungerstreik nach Spanien ausreisen. Dort war er als Journalist tätig.

Sein neues Projekt ist eine Satirezeitschrift – sofern Lmrabet einen Personalausweis und damit eine Lizenz erhält. (Reiner Wandler, 6.7.2015)