Schrille Vögel in der trashigen Coming-out-Komödie "Ich fühl mich Disco" (2013), die in Berlin spielt.

Foto: Dennis Pauls

Trailer zu "Ich fühl mich Disco".

Gay Filmnacht

Trailer zu "I'm Ugly But Trendy".

João Mors

Salzburg – "Zur schreienden Nachtigall" heißt das neue Freiluftsommerkino in und vorm Salzburger Künstlerhaus, das sich einer Kooperation zwischen dem Musikfilmfestival My Sound Of Music und dem Künstlerkollektiv Bureau du Grand Mot verdankt. An vier Abenden werden internationale Musikfilme samt großem Rahmenprogramm (Kurzfilme, Musikvideos, DJs, Party sowie zu den Filmen passende kulinarische Spezialitäten) geboten.

Die vier Hauptfilme, hierzulande eher selten gezeigte cineastische Schmankerln, entführen in Subkulturmusikszenen rund um den Erdball. Zuerst geht es morgen, Donnerstag, nach Brasilien, wo Denise Garcia in I'm Ugly But Trendy (2005) Baile Funk mit der Kamera dokumentiert hat, genauer gesagt: musikalische wie soziale Aspekte der sexuell aufgeladenen, freizügigen Subkultur im Allgemeinen, und die Rolle der Frauen im Besonderen. Aus den Favelas von Rio kommen die lasziven Tanzbewegungen und expliziten Texte, die nichtsdestominder ein neues feministisches Selbstbewusstsein geformt haben.

Geschichte der Dancehall-Kultur

Am 16. 7. folgt eine Reise auf die Karibikinsel Jamaika: Der Filmtitel Hit Me With Music (2011) stammt zwar aus Bob Marleys Trenchtown Rock, Miquel Galofré stellt aber eine spätere Reggae-Generation vor. Anhand von Musikern wie Yellowman, Bugle, Bogle, Mr. Wacky, Beenie Man, Bounty Killer, Elephantman, Bunny Lee u. a. erzählt er karibische Sozialgeschichte und von den Widersprüchen der Dancehall-Kultur.

Am 28. 7. steht Axel Ranischs ebenso herzerwärmende wie lakonische Berliner Coming-out-Geschichte Ich fühl mich Disco (2013) auf dem Programm: eine trashige Tragikomödie über eine schwierige Vater-Sohn-Beziehung, dicke Jungs, geile Schlagersänger (Christian Steiffen aka Hardy Schwetter spielt sich selbst) und die erste schwule Liebe.

Der letzte Nachtigallflug führt nach Angola, wo Mário Patrocínio in I Love Kuduro (2014) den gleichnamigen Lebensstil – lokaler Slang für "harte Hintern" – vorstellt. Ein urbanes (Post-) Bürgerkriegsphänomen, das soundtechnisch House und Techno mit traditionellen Rhythmen mixt und dessen Texte vom Alltagsleben handeln. (Gerhard Dorfi, 8.7.2015)