Wien – Rundfunkgebühren beflügeln Fantasie, Kreativität, Energie und Einsatzbereitschaft – vor allem, wenn es darum geht, den grundsätzlich für öffentlich-rechtlichen Rundfunk gedachten Beitrag nicht zu bezahlen. Ein "Handelsblatt"-Journalist will die deutsche Haushaltsabgabe aushebeln, indem er auf Barzahlung besteht. Ein STANDARD-Leser versuchte das nun mit der GIS. Ergebnis: Die nimmt auch Bares – unter bestimmten Bedingungen.
Hobby: Gebühren aushebeln
"Handelsblatt"-Journalist Norbert Häring versucht – ein aufmerksamkeitsstarkes Thema für seinen privaten Blog – die in Deutschland seit 2013 für alle Haushalte geltende Abgabepflicht auszutricksen. Er ist gegen eine pauschale Abgabe für alle, die vor allem Menschen mit geringen Einkommen treffe. Auch in Deutschland gibt es übrigens Gebührenbefreiungen etwa für sozial Schwache und Menschen in Ausbildung.
Härings jedenfalls originelle Idee, zugleich ein Statement für Bargeld: Er besteht auf Barzahlung, um den Aufwand für die Gebühreneinhebung drastisch zu erhöhen und das bestehende Gebührenmodell damit infrage zu stellen.
Chancen in Österreich
derStandard.at/Web berichtete bereits ausführlich über Härings kreativen Einfall, und Häring widmete sich denn auch noch dem österreichischen Gebührensystem – das im Gegensatz zu Deutschland noch auf technische Empfangsmöglichkeit abstellt. Der deutsche Journalist konstatierte hier gar noch größere Chancen für seine Idee.
GIS-Test
Ein STANDARD-User und GIS-Kunde probierte es aus. Ergebnis seiner Korrespondenz mit der Zasterfahndung des ORF: Die Rechtsabteilung der GIS akzeptiert auch Barzahlung – "da es Ihnen offensichtlich ein großes Bedürfnis ist". Bedingung: Der User trage das Risiko, dass das Geld bei der GIS einlangt, und es dürften für die GIS keine zusätzlichen Kosten entstehen.
"Auf beliebige Art und Weise zukommen lassen"
Unter diesen Voraussetzungen könne der User die Gebühr (mit Erlagscheinkosten) bei einer Bank einzahlen, als Wertbrief schicken, es zwischen neun und elf Uhr im GIS-Servicecenter in 1040 Wien vorbeibringen "oder es uns sonst auf beliebige Art und Weise zukommen lassen, sodass das Geld in der Faulmanngasse einlangt".
Wenn nun die Abneigung gegen Rundfunkgebühren genügend Energie und Einsatzbereitschaft mobilisiert, um die 19,78 bis 25,18 Euro pro Monat (davon 15,76 für den ORF) in der Faulmanngasse 4 vorbeizubringen, dann könnte die Schlange vor dem Servicecenter immerhin den Verkehrsfluss zwischen Naschmarkt und Operngasse zum Erliegen bringen – wenn schon nicht das Gebührensystem. (fid, 10.7.2015)