Großschartner am Großglockner.

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De la Parte triumphiert am Horn.

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Alpenpanorama vom Feinsten.

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Kitzbühel – "Kultur, Landschaft, Leidenschaft" – das eine Motto der 67. Österreich-Radrundfahrt ist leicht mit Leben zu erfüllen, wenn man unter Kultur nicht die musikalische Endlosschleife versteht, die in Etappenziel- und -startorten zum Besten gegeben wird. Mehr Landschaft als zum Beispiel während der Etappe von Lienz in Osttirol über 166,3 Kilometer und den Großglockner zum Alpenhaus beim Kitzbüheler Horn wird man ohnehin nicht leicht wo finden. Leidenschaft verlangten die insgesamt 3721 Meter an Anstiegen von den Profis – oder die diversen Teilstücke, die sich Tausende Hobbyisten zumuteten.

"Creating Heroes", das zweite Motto der Tour, war da schon schwerer mit Leben zu erfüllen. Ein Held ist der Oberösterreicher Felix Großschartner (Felbermayr Simplon Wels) noch nicht, auch wenn er sich am Freitag bei der Bergankunft am Hochtor in 2504 Meter Höhe den Titel "Glocknerkönig" sicherte, also in eine Liste mit Helden wie Rudolf Mitteregger oder Wolfgang Steinmayr kletterte. Aber allerweil – der 21-Jährige, der "Rocky III" seinen Lieblingsfilm nennt, zeigte das Auge des Tigers und ein leichtes Lächeln, ehe er ins Bergtrikot schlüpfte.

Einmal die Tour de France möchte Großschartner schmücken, die Etappe am Freitag war in den Worten von Rundfahrtsorganisator Wolfgang Weiss "Tour-de-France-like", also eher etwas für die ausländischen Top-Profis. Immerhin siegte am Kitzbüheler Horn dann in Viktor de la Parte González ein Fahrer des Teams Vorarlberg. Der 29-jährige Baske aus Vitoria, der quasi permanent abseits des Teams und nahe Madrid in der Höhe zu trainieren pflegt, hatte am Mittwoch schon auf dem Dobratsch gesiegt. Da vor Jan Hirt von CCC Sprandi Polkowice, dem er am Freitag das Trikot des Gesamtführenden entwand. Der Tscheche verlor als Tagesdritter hinter dem Niederländer Ben Hermans von BMC 1:29 Minuten auf de la Parte, der 2011 von seinem damaligen Team Caja Rural, wie sich herausstellte zu Unrecht, wegen Dopingverdachts suspendiert worden war.

Bester Österreicher vor dem Alpenhaus (10.) und gesamt (10.; 3:34) ist der Tiroler Stefan Denifl, der angesichts des Rests die leise Hoffnung auf den Rundfahrtsieg begraben hat. Am Samstag geht's flach nach Innsbruck, am Sonntag nach Bregenz. Dass sich weit vor dem Ziel bei der Seebühne, wo ab 22. Juli Turandot gegeben wird, noch drei Bergwertungen aufbauen, dürfte de la Parte eher freuen als ängstigen. In Vorarlberg wird ein rechtes Hallo wegen seines Sieges erwartet.

Keiner schlafe!

Für auch nicht wenig Hallo hatte am Freitag zunächst die Kunde gesorgt, dass ein Fahrer des südafrikanischen Teams MTN Qhubeka von einem Profi des Teams CCC Sprandi während der vierten Etappe rassistisch beschimpft worden war. Der Weißrusse Branislau Samoilau hatte sich gegenüber dem Eriträer Natnael Berhane derart jenseitig geäußert, dass Berhanes Teamchef Douglas Ryder gleich direkt an den Weltverband UCI Bericht erstattete.

Die Organisation der Rundfahrt ging der Sache nach, die Fahrer hätten sich wie die Teamverantwortlichen ausgesprochen. Von einem "sprachlichen Missverständnis" sei die Rede gewesen. Allerdings bedauere das Team CCC Sprandi und Samoilau den Vorfall, von dem zuerst die BBC auf ihrer Website berichtet hatte, zutiefst. Der Weißrusse soll als Buße ein Monatsgehalt an eine Stiftung von MTN Qhubeka spenden, die afrikanischen Jugendlichen den Radsport ermöglicht. (Sigi Lützow, 10.7.2015)

Die "Glocknerkönige" der Österreich-Rundfahrt:

1997 Frank Vandenbroucke (BEL)
1998 Boris Premuzic (SLO)
1999 Tour ohne Glockner
2000 (zwei Mal Glockner) Daniele Nardello (ITA) und Maurizio Vandelli (ITA)
2001 Ivan Basso (ITA)
2002 und 2003 Tour ohne Glockner
2004 Tomas Konecny (CZE)
2005 Juan Miguel Mercado (ESP)
2006 Bernhard Kohl (AUT)
2007 Christian Pfannberger (AUT)
2008 Gerrit Glomser (AUT)

2009 Koos Moerenhout (NED)
2010 Riccardo Ricco (ITA)
2011 Alexandre Geniez (FRA)
2012 Jakob Fuglsang (DEN)
2013 Mathias Frank (SUI)
2014 Gregor Mühlberger (AUT)
2015 Felix Großschartner (AUT)

6. Etappe (Lienz – Kitzbüheler Horn/166 km): 1. Victor de la Parte (ESP) Team Vorarlberg 4:54:46 Std. – 2. Ben Hermans (BEL) BMC +1:18 Min. – 3. Jan Hirt (CZE) CCC 1:29 – 4. Hubert Dupont (FRA) AG2R 1:51 – 5. Natnael Berhane (ERI) MTN 1:54 – 6. Dylan Teuns (BEL) BMC 2:15 – 7. Thomas Degand (BEL) IAM 2:17 – 8. Brent Bookwalter (USA) BMC – 9. Egor Silin (RUS) Katjuscha, beide gl. Zeit – 10. Stefan Denifl (AUT) IAM 2:24. Weiter: 17. Gregor Mühlberger (AUT) Felbermayr Wels 3:26 – 22. Clemens Fankhauser (AUT) Hrinkow Steyr 4:28 – 28. Felix Großschartner (AUT) Felbermayr Wels 5:14 – 37. David Wöhrer (AUT) Tirol Cycling 6:06 – 39. Hans-Jörg Leopold (AUT) WSA Graz 6:22 – 41. Sebastian Schönberger (AUT) Tirol Cycling 6:28 – 45. Stephan Rabitsch (AUT) Felbermayr Wels 7:52

Gesamtwertung (nach 6 von 8 Etappen): 1. De la Parte 28:45:59 Std. – 2. Hermans +1:21 Min. – 3. Hirt +1:32 – 4. Berhane 2:16 – 5. Silin 3:02 – 6. Bookwalter 3:11 – 7. Degand 3:16 – 8. Pierre-Roger Latour (FRA) AG2R 3:18 – 9. Pawel Poljanski (POL) Tinkoff-Saxo 3:20 – 10. Denifl 3:34 – 11. Teuns 4:11 – 12. Mühlberger 4:21. Weiter: 23. Fankhauser 9:44 – 26. Großschartner 10:35 – 34. Rabitsch 12:55 – 37. Schönberger 14:53 – 38. Wöhrer 15:26 – 47. Leopold 21:32

Gesamtstand Bergwertung: 1. Großschartner 36 Pkt. – 2. De la Parte 32 – 3. Julien El Fares (FRA) Team Marseille 23

Gesamtstand Punktewertung: 1. Jan Tratnik (SLO) Amplatz Langenlois 40 – 2. De la Parte 30 – 3. David Tanner (AUS) IAM 27. Weiter: 26. Lukas Pöstlberger (AUT) Tirol Cycling 6

Mannschaftswertung: 1. BMC 86:15:10 Std. – 2. Tinkoff-Saxo +4:49 Min. – 3. IAM 4:52 – 4. Felbermayr Wels 6:04