Jukic: "Ich bin ja nicht bescheuert. Ich hatte und habe einen Ruf zu verlieren".

Wien – Der am Wochenende publik gewordene mutmaßliche Skandal um Förderbetrug im österreichischen Schwimm-Verband (OSV) wurde offenbar mittels Honorarnoten und Kreisüberweisungen begangen. Das berichteten am Freitag die Tageszeitung "Die Presse" und das Magazin "News" nach Einblick in das 204 Seiten lange Gutachten der Staatsanwaltschaft über die Geschäftsjahre 2006 bis 2013.

Der Schaden für den Steuerzahler soll laut "News" zumindest 254.598 Euro betragen. Dubios erscheint dabei vor allem eine angebliche Rechnung von Olympia-Medaillengewinnerin Mirna Jukic. Jukic arbeitete in der Nachwuchsbetreuung für den Verband und wurde dafür auch vertraglich festgelegt honoriert.

Nicht unterschriebene Rechnung

Allerdings scheint auch eine zweite Honorarnote in Höhe von 30.000 Euro unter dem Namen Mirna Jukic auf, aber offenbar ohne Wissen des früheren Schwimmstars. Wie "News" berichtet, wurde diese Rechnung von Jukic nicht unterschrieben, das Geld soll auf OSV-Konten gelandet sein.

Jukic wies gegenüber dem STANDARD jegliches Fehlverhalten zurück: "Ich würde nie Schein-Honorarnoten legen, ich bin ja nicht bescheuert. Ich hatte und habe einen Ruf zu verlieren".

Nach ihrer Rückkehr aus dem Kroatien-Urlaub will Jukic Anfang kommender Woche ihre Unterlagen durchsehen und wird dann Klarheit haben.

Gefälschte Unterschriften

Laut "Die Presse" sollen auch 25.000 Euro durch Rechnungen von fünf Schwimmtrainern des Leistungszentrums Niederösterreich losgeeist worden sein, aber auf einem OSV-Konto gelandet sein. Die Unterschriften sollen demnach gefälscht sein.

In dem Gutachten der Staatsanwaltschaft tauchten auch Honorarnoten der früheren Wassersprung-Vize-Europameisterin Anja Richter in ihrer Funktion als Medienbetreuerin und des ehemaligen Sportdirektors Moshos Tavlas auf. Laut OSV-Generalsekretär Thomas Unger sollen Tavlas und Richter "missbraucht" worden sein. "Sie dürften beide nicht aktiv beteiligt gewesen sein, sondern wurden missbraucht", sagte er am Montag.

Vorgetäuschten Zahlungen

Richter soll in den Jahren 2007 und 2008 zwei Rechnungen von jeweils über 40.000 Euro unterschrieben haben, aber laut "Presse" nur 15.000 Euro erhalten haben. "News" berichtete, dass die Beträge an den Verband rücküberwiesen worden seinen. Richter erklärte dazu: "Ich bin immer davon ausgegangen, dass die Mittel ordnungsgemäß verwendet wurden."

Tavlas soll 14.000 Euro erhalten, aber wieder an den Verband zurücküberwiesen haben. Der ehemalige Sportdirektor wurde vom OSV mittlerweile dienstfrei gestellt, Richter ihrer Funktion in der Sportkommission Wasserspringen enthoben. Persönliche Bereicherung liegt dem Gutachten zufolge nicht vor, für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Durch diese vorgetäuschten Zahlungen sollen Fördermittel, die an den Fördergeber Sportministerium zurückzuzahlen gewesen wären, im Verband behalten worden sein.

Der damalige Verbandspräsident Paul Schauer erklärte gegenüber "News", nichts von systematischem Förderbetrug mitbekommen zu haben. "Eine tagesoperative Tätigkeit war nie meine Aufgabe", sagte Schauer. (APA, red, 10.7.2015)