So hat man 1863 Lachgas vor einer Operation verabreicht.

Illu.: Wellcome Images

Cambridge/Wien – Lachgas ist das älteste "moderne" Narkosemittel. Bald nachdem es 1772 erstmals synthetisiert worden war, entdeckte man seine schmerzstillende, aber auch euphorisierende Wirkung: N2O (so die Strukturformel von Distickstoffmonoxid oder eben: Lachgas) kam auf Jahrmärkten und ab 1844 auch bei Zahnbehandlungen zum Einsatz.

Der Name Lachgas hat sich vor allem deshalb eingebürgert, weil N2O mitunter für Lachanfälle sorgt. Es können sich aber auch Zwerchfellkrämpfe einstellen, die von Außenstehenden als Lachen interpretiert werden. Andere Nebenwirkungen sind gering.

Trotz dieser langen Tradition als Schmerz- und Rauschmittel haben jetzt erst Forscher des MIT in Cambridge eine erstaunliche Wirkung von Lachgas auf das Gehirn entdeckt: Beim Einatmen entstehen in den ersten drei Minuten extrem langsame Hirnwellen, die das Gehirn von der Vorder- zur Rückseite durchqueren.

Ungewöhnlich niedrige Frequenz

Eigentlich haben die sogenannten Deltawellen, die in der traumlosen Tiefschlafphase auftreten, die geringste Frequenz. Die vom Lachgas verursachten Hirnwellen sind freilich noch einmal deutlich langsamer: Ihre Frequenz ist mit zehn Sekunden deutlich geringer wie die der Deltawellen während der Tiefschlafphase.

Emery Brown, einer der Koautoren der Studie, die im Fachmagazin "Clinical Neurophysiology" erschien, war aus zwei Gründen von der Entdeckung überrascht: erstens deshalb, weil sie erst jetzt geschah; zweitens, weil N2O auf eine andere Weise das Gehirn verändert als vergleichbare Wirkstoffe.

Brown vermutet, dass Lachgas in den ersten drei Minuten Signale aus dem Hirnstamm unterdrückt, die dafür sorgen, dass man wach bleibt. Nun soll versucht werden, diese Wirkung zu verlängern, um Lachgas noch effektiver einsetzen zu können. (tasch, 10.7.2015)