Graz – Was da über die steirische Kulturszene hereinbricht, seit das Land am 2. Juli die mehrjährigen Fördervereinbarungen beschlossen hat, ist ein Kahlschlag, der sich nachhaltig auswirken wird.

Seitens der (selbst betroffenen) Interessenvertretung IG Kultur, über die sich am Freitag 44 Institutionen, Vereine und Gruppen Gehör verschafften, heißt es, dass bei rund 100 Institutionen gekürzt wurde. Dabei geht es nicht um kleine Einschnitte. Es gibt 25, 30, oft 50 Prozent weniger Geld – und das quer durch die Sparten.

Das hat Konsequenzen. Der bekannte Theatermacher Ernst M. Binder gab bekannt, dass er sein Haus in der Lagergasse so nicht mehr erhalten könne. Drama Graz muss künftig tingeln. Binder warnt in einem offenen Brief Kulturlandesrat Christian Buchmann (ÖVP): Wie "geistig verwahrlost" das Land bereits sei, hätte Buchmanns Partei "bei der Landtagswahl im Mai schmerzlich zur Kenntnis nehmen müssen. Gegen diese Verwahrlosung helfen nicht Brot und Spiele, da hilft nur Bildung, Kunst und Wissenschaft."

Auch bei Vergangenheitsbewältigung gekürzt

Gekürzt wurde auch bei für die Vergangenheitsbewältigung seit Jahrzehnten unverzichtbaren Vereinen wie dem Geschichtsverein Clio (um 50 Prozent) und dem Pavelhaus (um mehr als ein Drittel), das die slowenische Minderheit der Steiermark repräsentiert.

Nicht nur Graz stöhnt. In den Regionen fielen zwölf Vereine völlig aus den Fördervereinbarungen. Konzept erkennt man bei den Kürzungen, bei denen Buchmann fast gänzlich der Empfehlung des Kulturkuratoriums folgte, keines. Außer, dass bei vielen Institutionen, die im Kuratorium sitzen, nicht gekürzt oder gar erhöht wurde.

Heidrun Primas, Leiterin des Forum Stadtpark, das nicht gekürzt wurde, ortet nach der gemeinsamen Pressekonferenz am Freitag "ein Gefühl der Solidarität und des Zusammenhalts" in der Szene. Im gemeinsamen offenen Brief heißt es: "Nun realisieren und beschreiben auch viele, die nicht direkt von Kürzungen betroffen sind, wie ein über lange Zeit entwickeltes, aufgebautes Feld zusammenbricht".

Kritik am Kuratorium: "Autoritär geführt."

Nicht gekürzt wurde beim Kunstverein Rotor. Dessen Leiterin Margarethe Makovec sorgte nun für Aufsehen, indem sie als Kuratoriumsmitglied zurücktrat und den Kuratoriumsvorsitzenden Igo Huber kritisiert. "Das Kulturkuratorium wird in einer Weise autoritär geführt, die mir bis dato aus anderen Fachgremien unbekannt war und die ich in jedem Zusammenhang für inadäquat erachte, insbesondere aber in einem Gremium zur fachlichen Beurteilung künstlerischer und kultureller Produktionen und Einrichtungen", so Makovec in einem offenen Brief. (Colette M. Schmidt, 13.7.2015)