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Joseph Haydn würde sich wundern über die Vorgänge um sein Festival.
Wien – An einem Traditionsort der Musikgeschichte, dem Schloss Esterházy, wird seit langem Joseph Haydn gehuldigt. Dem "Hofmusiker" in Diensten der Familie Esterházy ist ein Festival gewidmet, dessen Intendant Walter Reicher nun bis 2020 verlängert wurde. Indes gibt es Probleme mit dem Vermieter, der Esterházy-Stiftung. Langfristige Planungen würden verunmöglicht, es gäbe Einmischung, so Reicher.
Karl Wessely von der Stiftung wehrt sich: "Die Esterházy-Stiftungen wollen die Festspiele weder hinausdrängen noch übernehmen. Wir haben sie immer unterstützt und eine moderate Miete verlangt. Es ist uns aber wichtig, dass jetzt die große Chance genutzt wird, den Standort Eisenstadt und Schloss Esterházy ganzheitlich zu betrachten und mit den Haydn-Festspielen eine stimmige ganzjährige Bespielung zu entwickeln."
Festspiele bleiben
Dabei "sollen die Haydn-Festspiele natürlich bestehen bleiben", so Wessely. "Es gibt aber einige Punkte, über die wir seit längerer Zeit mit ihnen sprechen." Diese seien: "Die Wiedereinführung der Haydn-Oper, Maßnahmen gegen die Überalterung des Publikums und die Installierung eines Orchesters in Residence für das gesamte Jahr. Diese Themen sind nur mit den Festspielen für den Standort vernünftig umzusetzen und darüber verhandeln wir."
Intendant Reicher sieht das weniger entspannt: "Der Mietvertrag läuft Ende 2016 aus. Mittlerweile verhandeln wir seit mehr als drei Jahren mit Esterhazy über einen neuen langfristigen Mietvertrag. Verzögerungstaktiken und neue Forderungen haben uns nun in eine existenzbedrohende Zeitnot gebracht. Wir müssten eigentlich jetzt für 2018 und darüber hinaus planen."
Zu den Forderungen der Stiftung, deren Ursprung Reicher bei Stiftungsvorstand Stefan Ottrubay sieht, meint er: "Orchestra in Residence? Anscheinend ist ihm entgangen, dass wir dieses seit 1987 haben, die Österreichisch-Ungarische Haydn Philharmonie, die von Adam Fischer gegründet wurde." Verjüngung des Publikums? "Als ob das nicht ein Phänomen wäre, das allen Klassikveranstaltern bekannt wäre. Seit 1991 fahren wir gezielt Förderprogramme für Kinder. Ottrubay verkündet auch, dass seine Kinderoper die erste Inszenierung im Haydnsaal seit 180 Jahren gewesen wäre. Dass wir 12 Jahre lang einen Opernzyklus hatten, scheint ihm entgangen zu sein, obwohl er bei einigen im Haydnsaal saß." Wenn Ottrubay "Oper als ständige Einrichtung im Schloss haben möchte – sehr gerne. Wenn es künstlerisch, organisatorisch und finanziell Sinn macht und realisierbar ist, werden wir das gerne mit der notwendigen finanziellen Unterstützung seitens Ottrubays tun." Karl Wessely zum Opernansinnen: "Eben, weil die Festspiele dies erfolgreich in der Vergangenheit gemacht haben, wollen wir das Format wieder aufnehmen."
Wie sehe für Reicher ein Kompromiss aus? "Die Festspiele bekommen eine langfristige Nutzungsvereinbarung, um ordentlich planen zu können. Wenn es dann konkrete und realistische Vorschläge gibt, wie wir zusätzlich Aktivitäten mit wirklich substanzieller Unterstützung von Esterhazy umsetzen können, werden wir gerne dabei sein." Von der Landespolitik ist wenig Vermittlungshilfe zu erwarten. Selbige liegt selbst mit der Stiftung ob diverser Themen im bisweilen gerichtlichem Zwist. (tos, 13.7.2015)