Auf Österreichs Arbeitsmarkt grassiert eine Epidemie namens Überqualifizierung, und besonders häufig befällt sie Frauen. Das ist kein Zufall, sondern hausgemacht, wie ein OECD-Bericht zeigt: Gut ausgebildete, topmotivierte Frauen landen auf dem Abstellgleis, sobald das erste Kind da ist, und schaffen es – Teilzeit sei Dank – ein Erwerbsleben lang nicht mehr in Positionen, die zu ihren Ausbildungen passen. Doch auch jene, die keinen Kinderwunsch hegen, bleiben für höhere Weihen oft unberücksichtigt, da sie als Trägerinnen unbefruchteter Eizellen in den Augen mancher Arbeitgeber ein zu hohes Risiko für Investitionen in den Karriereweg bergen. Die Folge: Zu viele Frauen verrichten Jobs, die ihren Kompetenzen nicht gerecht werden.
Angesichts dessen ist es mehr als zynisch, wenn bei Debatten über Quotenregelungen stets dasselbe dröge Argument zum Vorschein kommt: nur keine Quotenfrau! Um die Qualifikation gehe es schließlich, nicht ums Geschlecht! Ja, exakt. Sagt das bitte jenen Arbeitgebern, die ohne sachlichen Grund lieber junge Männer fördern als gleichaltrige Frauen. Sagt es diesen Männern, die ganz selbstverständlich weiter Fulltime arbeiten, wenn das Baby da ist. Sagt es aber auch den Politikern, die Wahlfreiheit predigen, aber, wenn es um mehr Betreuungsplätze geht, ihr Bund-Länder-Spielchen spielen. Sonst gilt auch weiterhin: Das Geschlecht zählt, nicht die Kompetenz. (Maria Sterkl, 14.7.2015)