Als am Dienstagvormittag die Nachricht über den erfolgreichen Abschluss der Wiener Atomverhandlungen mit dem Iran als Eilmeldung verbreitet wurde, wurde das Abkommen auch in den arabischen Medien durchwegs als "historisch" bezeichnet. Schon in den vergangenen Tagen und Wochen hatte kaum jemand in der Region noch Zweifel daran gehabt, dass ein Durchbruch gelingen werde. Schnell wurde der Deal am Dienstag dann auch zu einem heiß und kontrovers diskutierten Thema im arabischsprachigen Internet.

Die Mehrheit der Stimmen war eher skeptisch, zum Teil mit offenem Misstrauen gegenüber Teheran. Da war etwa die Rede von einer "eklatanten Fehleinschätzung". Auch eine zynische Gratulation wurde ausgesprochen, weil es dem Iran gelungen sei, den Westen über den Tisch zu ziehen.

Politische Konsequenz der Annäherung

Im Zentrum der Reaktionen stand weniger die Gefahr einer Atombombe, sondern eher die politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen der amerikanisch-iranischen Annäherung für die Nachbarn. Ohne die Berücksichtigung der anderen Konflikte in der Region – an denen der Iran direkt oder indirekt beteiligt ist – sei das Wiener Abkommen wenig wert, war eine oft gehörte Kritik. Der Westen habe seine Sinne verloren.

Das sei ein Verbrechen, lautete eine der extremsten Stimmen. Mehrmals fanden die 100 Milliarden Dollar an Handels- und Investitionsmöglichkeiten, die dem Iran jetzt offenstehen, Erwähnung – stets gekoppelt mit der Angst, dass die anderen Länder der Region mit dieser Wirtschaftsmacht nicht Schritt halten könnten.

Die erste offizielle Reaktion war am Dienstagnachmittag eine Gratulation von Syriens Präsident Bashar al-Assad zu dem "großen Sieg" für den verbündeten Iran.

Massive Kritik aus Riad

Die schärfsten Kritiker waren seit Monaten die Spitzenpolitiker aus Saudi-Arabien, dem iranischen Erzrivalen gewesen. Kurz vor der Einigung in Wien hatte der saudische Außenminister Adel al-Jubair erklärt, sein Land arbeite daran, die iranischen Aktivitäten in der Region zu unterbinden, die für Probleme sorgen: Dem Iran würden keine negativen Interventionen in der Region und in arabischen Ländern erlaubt.

In einer saudischen Zeitung war die Formulierung noch drastischer: Die Tragik dieses Vertrages sei, dass eine Chance vertan worden sei, einen wuchernden Schurkenstaat in die Schranken zu weisen, hieß es dort.

Aus Ägypten hieß es am Abend, die Regierung hoffe, dass das Abkommen ein Wettrüsten im Nahen Osten verhindern könne. Zudem hoffe man darauf, dass er Deal dabei helfe, dass im Nahen Osten eine Zone ohne Massenvernichtungswaffen in greifbare Nähe rücken könne. (Astrid Frefel aus Kairo, 15.7.2015)