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Alan Stern (links), Hauptverantwortlicher für New Horizons, zeigt eine vergrößerte US-Briefmarke von Pluto.

Foto: epa/Reynolds

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Die Wissenschafter beim Countdown.

Foto: ap/Ingalls

Laurel/Wien – In der Nacht auf Mittwoch, kurz vor drei Uhr MESZ, hatte das Bangen ein Ende: Die Nasa-Raumsonde New Horizons meldete sich nach ihrem erfolgreichen Vorbeiflug am Zwergplaneten Pluto zurück und bestätigte damit das Erreichen ihres obersten Missionszieles.

Der erlösende Anruf aus gut fünf Milliarden Kilometern bestand aus einer Reihe von Statusmeldungen, die verifizierten, dass alles nach Plan verlaufen war: Die Sonde war am Dienstag um 13.50 Uhr MESZ in rund 12.500 km Entfernung an Pluto und um 14.04 Uhr in 28.800 Kilometern Entfernung an dessen Mond Charon vorbeigeflogen. Im Kontrollzentrum des Nasa-Teams in Laurel im US-Bundesstaat Maryland wechselten sich Jubel und Erleichterung ab. "Der Vorbeiflug von New Horizons beschließt das erste Zeitalter der Planetenerkundung und wird für immer ein Vermächtnis unserer Zeit bleiben", kommentierte Alan Stern, wissenschaftlicher Leiter der Mission.

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Meilenstein der Raumfahrt

Nasa-Chef Charles Bolden nannte den Flyby einen "unglaublichen Meilenstein" und ein "historisches Novum", US-Präsident Barack Obama sprach der Nasa über den Kurznachrichtendienst Twitter Lob und Anerkennung aus.

Für diese pathetischen Reaktionen gibt es auch allen Grund: Pluto ist der fernste Himmelskörper, den je ein menschengemachtes Raumfahrzeug erreicht hat. Nun werden mit Spannung die Daten erwartet, die New Horizons binnen 21 Stunden vor, während und nach dem Vorbeiflug mit ihren sieben wissenschaftlichen Instrumenten sammelte.

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Das neueste von der Nasa veröffentlichte Bild zeigt Pluto und seinen Mond Charon in einer Falschfarben-Darstellung. Die Aufnahme stammt von dem Instrument Ralph und soll unterschiedliche Oberflächenmaterialien hervorheben. Der Abstand zwischen dem Zwergplaneten und seinem Mond ist nicht maßstabsgerecht.
Foto: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory

Stundenlange Funkstille

In dieser wichtigsten Phase der Mission war die Anspannung im irdischen Kontrollzentrum wohl am höchsten, auch deshalb, weil stundenlang Funkstille herrschte: Die Sonde muss nämlich ihre Hauptantennen auf die Erde ausrichten, um Daten in brauchbaren Übertragungsraten senden zu können. Während der Passage hätte diese Ausrichtung aber die Messungen gestört oder gar unmöglich gemacht. Mittlerweile ist New Horizons wieder in der Lage zu senden. Ab 21 Uhr MESZ präsentierte die Nasa die ersten Bilder. Zu sehen ist darauf eine relativ "junge" Oberfläche mit bis zu 3500 Metern hohen Bergen.

Erste Nahaufnahme von der Oberfläche des Pluto.
Foto: NASA

Auch der Pluto-Mond Charon wurde gezeigt. Ein Canyon, größer als der Grand Canyon auf der Erde, war darauf deutlich zu erkennen. Die Ergebnisse der Passage werden uns noch länger begleiten: Die Übertragung der gesamten Datensammlung dürfte 16 Monate in Anspruch nehmen.

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Aufnahme von Charon, dem größten Mond des Pluto.
Foto: NASA-JHUAPL-SwRI

Reise ins Unbekannte

Unterdessen reist New Horizons weiter in den Kuipergürtel hinein – in jene ringförmige Region außerhalb der Neptunbahn, in der zigtausende eisige Objekte unterschiedlichster Größe die Sonne umkreisen. Dass Pluto das größte bekannte Objekt in diesem Gürtel ist und damit doch den Zwergplaneten Eris übertrifft, konnte New Horizons – wie berichtet – bereits kurz vor dem Flyby nachweisen. Wohin genau nun die weitere Reise der Raumsonde gehen soll, die bereits seit Jänner 2006 andauert, ist derzeit noch nicht geklärt, da ihre Manövrierfähigkeit beschränkt ist.

Mithilfe des Hubble-Weltraumteleskops wurden drei Ziele im Kuipergürtel ausgemacht, von denen eines spätestens Ende nächsten Jahres anvisiert werden soll. Berechnungen zufolge dürfte die Sonde noch bis etwa 2025 über ausreichend Energie verfügen, um Daten zur Erde zu schicken. Was auch immer noch kommen mag: Die kleine Sonde hat schon jetzt einen fixen Platz in der Geschichte der Raumfahrt. (dare, pi)