Dass Google an einer Konkurrenz zu Apples iBeacons war in den letzten Monaten immer wieder zu hören, ein Service namens Google Nearby hinterließ sogar schon vor mehr als einem Jahr eindeutige Spuren. Nun macht es Google offiziell und stellt beide Neuerungen im Doppelpack vor.
Open Source
Unter dem Namen Eddystone gibt es jetzt also eine freie Alternative zu Apples iBeacon. Damit soll ein offener Standard für Bluetooth-Beacons etabliert werden, den Hard- und Softwarehersteller nach Belieben nutzen können. Der Name Eddystone ist eine Referenz auf einen Leuchtturm in Großbritannien, soll die Technologie doch dabei helfen, Nutzer und Apps durch die reale Welt zu geleiten, wie Google gegenüber Arstechnica erläutert.
Hintergrund
Bluetooth-LE-Beacons sind kleine Sendeeinheiten, die dem Gegenüber kontextrelevante Informationen bieten. Mit ihrer Hilfe sollen Smartphones künftig deutlich besser wissen, was für die Nutzer gerade hilfreich ist. So zumindest die Idee von Google, die man mit einigen Beispielen garniert.
In Zukunft weiß dann also das Smartphone eindeutig, wenn man gerade an einer Busstation ist, und bezieht die Fahrplaninformation – beziehungsweise wo diese zu finden sind – direkt über den Beacon. Ein System, das übrigens nicht der Fantasie entspricht, sondern von Google in den vergangenen Monaten bereits in der US-Stadt Portland getestet wurde. Zudem soll Google Now künftig Beacons einbeziehen, um die eigenen Karten nach Relevanz zu sortieren, also etwa in einem Restaurant das Menü ganz nach oben zu schieben.
Unterschiede
Neben der Veröffentlichung unter einer Open Source Lizenz (Apache 2.0) unterscheidet sich Googles Ansatz auch technisch von iBeacon. Während die Apple-Lösung nur das Verschicken von Universally Unique Identifiers (UUIDs) vorsieht, kann Eddystone auch direkt URLs liefern, die dann in einem Browser geöffnet werden. Zudem sind noch "Ephemeral Identifiers" vorgesehen, die eine Art sicherer Beacon-Typ sein sollen, und dazu gedacht sind, Informationen ausschließlich mit einzelnen, autorisierten Nutzern zu teilen. Und dann listet Google auch noch den Typus "Telemetry Data", der für Unternehmen gedacht ist, die massenweise Beacons einsetzen wollen.
Umsetzung
Während Eddystone selbst frei ist, ist es Googles eigene Implementation nicht: Diese ist Teil des Nearby API, das in die kommenden Google Play Services 7.8 einfließen soll. Diese Art der Auslieferung hat natürlich auch ihre Vorteile: Da die Play Services auf allen Geräten ab Android 2.3 automatisch aktuell gehalten werden, bedeutet dies, dass sich Entwickler, die das Nearby API einsetzen wollen, darauf verlassen können, dass sie umgehend praktisch alle Android-Nutzer erreichen können.
iOS
All dies gilt natürlich nur für Android, gibt es die Play Services doch nur hier. Für iOS will Google hingegen eine eigene Bibliothek anbieten, über die App-Entwickler entsprechende Beacons ansprechen können.
Nearby ist mehr als Beacons
Erste Nutzer des Nearby-APIs listet Google in seinem Blog-Eintrag ebenfalls bereits, und diese zeigen, dass Nearby nicht bloß auf Beacons beschränkt ist. Auf diesem Wege ist es nämlich auch möglich direkt mit anderen Geräte zu kommunizieren, neben Bluetooth kann hier auch WLAN oder Tonausgabe zum Einsatz kommen. Frühere – interne – Versionen von Nearby werden etwa schon für den Gast-Modus beim Chromecast oder Google Tone eingesetzt.
Apps
Auf diesem Weg soll es etwa die App Edjiing künftig DJs ermöglichen ihre Tracklist mit dem Publikum zu teilen – und diese darüber abstimmen zu lassen. Trello soll wiederum das Teilen von Informationen mit Personen im Umfeld vereinfachen.
Upgrade
Google versichert, dass sich bei bestehenden Bluetooth-Beacons über ein simples Firmware-Upgrade Eddystone-Support nachrüsten lässt. Gleich vom Start weg kann man zudem bereits mit einigen Hardwarepartnern aufwarten, die Eddystone unterstützen wollen. Auch das Physical Web-Projekt soll sich künftig an den neuen Standard halten. (apo, 15.7.2015)