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Satya Nadellas Antworten lassen die Zukunft von Windows Phone auf längere Sicht offen.

Wenn es um die Zukunft von Windows Phone geht, dominieren derzeit eher skeptische Prognosen. Zuletzt prognostizierte Paul Thurrott, langjähriger Beobachter von Microsoft, dem System eine eher düstere Zukunft. Zuvor hatte sich auch schon die Expertin Mary-Jo Foley eher skeptisch geäußert.

Letztere hatte nun die Gelegenheit, ein Interview mit Konzernchef Satya Nadella zu führen, der erst jüngst die Entlassung von 7.800 Mitarbeitern – großteils ehemalige Nokia-Mitarbeiter – ankündigte. Dieser hat nun ein Bekenntnis zu Windows Phone abgegeben – wenn auch nur eines mit wohl mittelfristiger Perspektive.

Hersteller gesucht

Angesprochen auf die niedrigen Marktanteile der Smartphone-Ausgabe von Windows meint Nadella: "Wir werde nalles tun, was wir tun müssen, um Fortschritte auf Mobiltelefonen zu erzielen." Dabei bestätigt er auch, dass heuer noch Highend-Modelle der Lumia-Reihe erscheinen sollen. Auch die Mittel- und Einstiegsklasse soill weiter bedient werden.

Das Problem, das Microsoft mit dieser Marke derzeit den Windows Phone-Markt fast im Alleingang aufrecht erhält, erkennt er an. Der Wunsch, mehr Dritthersteller mit ins Boot zu bekommen, ist jedenfalls da. Allerdings hält er es auch für möglich, dass dies nicht gelingt. "Gibt es viele andere Hersteller, werden wir eine Strategie haben. Gibt es keine anderen Hersteller, werden wir [auch] eine Strategie haben", erklärt der CEO.

Windows 10 soll Windows Phone pushen

Nadella hofft, dass eine schnelle Verbreitung von Windows 10 – die man unter anderem mit einem Gratisupdate für Besitzer von Windows 7 und Windows 8.1 fördern will – auch Windows Phone Auftrieb geben wird. Sein persönliches Lieblingsfeatures des neuen Systems ist "Continuum". Die Loslösung der Software von einzelnen Formfaktoren soll es unter anderem möglich machen, ein Windows Phone mit einem Monitor und einer Tastatur zu verbinden und wie einen kleinen traditionellen Computer zu verwenden.

Ein großer Hemmschuh für Windows Phone ist das im Vergleich etwa mit iOS oder Android deutlich eingeschränkte App-Angebot. Hier hält man mit der "Universal App"-Strategie dagegen und will es ermöglichen, Programme einfach für unterschiedlichste Geräte umsetzen zu können.

Plattform-Synergien

"Universal Apps werden geschrieben werden, weil man will, dass sie am Desktop verwendet werden", schränkt Nadella ein. "Und nicht wegen unseren drei Prozent Marktanteil bei Smartphones. Sondern weil Milliarden Konsumenten ein Startmenü haben werden, in dem diese App auftaucht." Dabei bezieht er sich auch darauf, dass der Zugang zum Windows Store künftig via Startmenü viel direkter erfolgen wird, als dies noch in Windows 8 der Fall war.

Von dieser Basis aus erhofft sich Nadella, dass eine Umsetzung auch für andere Windows-Plattformen interessant wird. Neben der Xbox oder Hololens auch für Mobiltelefone. Das Ziel: Wer Programme für Windows 10 schreibt, soll künftig genug Anreiz haben, sie für möglichst viele Geräte verfügbar zu machen.

Foley liefert zusätzlich zum Interview auch eine Analyse des Gesagten. Sie erklärt, dass Nadella mit "mobilem Windows" eben nicht nur Telefone meint, sondern ebenso auch Tablets, Hololens und andere Geräte, die künftig von Hardware-Partnern gebaut werden. Seine Aussagen zeigen, dass er hofft, dass Windows Phone künftig auch für Microsoft selbst eine größere Rolle spielen wird – er verlässt sich darauf allerdings nicht.

Hoffen auf neue Lumias und Continuum

Während die Desktop-Edition von Windows 10 bereits in zwei Wochen auf den Markt kommt, wird die Smartphone-Ausgabe noch etwas auf sich warten lassen. Ein offizieller Release gegen Ende des Herbstes mit zeitgleicher Vorstellung neuer Lumias für das Weihnachtsgeschäft wäre logisch.

Diese neuen Handys – das bereits etwas unübersichtlich gewordene Lumia-Portfolio wird verschlankt werden – müssen zeigen, dass es immer noch Nachfrage nach Windows Phones gibt. Kommende Phones auf Basis von Intel-Hardware wiederum müssen im Tandem mit Windows 10 die Verbraucher von den Vorteilen von Continuum überzeugen und Windows 10 Mobile zu einer Plattform machen, für die viele Entwickler ihre Desktop-Programme anpassen wollen.

Mittelfristige Perspektive

Kann Windows 10 seinen Anteil im Smartphonegeschäft über die Weihnachtssaison und Jahreswende nicht deutlich steigern, ist ungewiss, ob Microsoft auch bei einer Weiterführung noch relevante Ressourcen in das Projekt stecken wird. Denn eine Perspektive dafür, was passieren wird, wenn sich seine Hoffnungen nicht erfüllen, gibt Nadella nicht.

Freilich: Das nuancierte Wording von Nadella erlaubt auch andere Interpretationen. Dementsprechend sind die Kommentatoren der IT-Magazine und Tech-Blogs gespalten, was die Zukunft von Windows Phone betrifft. Eine Zusammenfassung einiger Ansichten findet sich bei Computerworld. (gpi, 15.07.2015)