Der Künstler in Nordkorea.

Foto: Morten Traavik

Ein möglicher Übersetzungsfehler war es, der die norwegische Band a-ha weltberühmt und rund 15 Jahre später auch fünf Akkordeonspieler aus Nordkorea über ihre strengen Landesgrenzen hinweg bekanntmachte. Ihre Version des Hits "Take On Me" – der wörtlichen Übersetzung des norwegischen "Ta på meg" ("Berühre mich"), was auf Englisch damit nichts mehr zu tun hat – wurde ein Millionen-Klick-Hit auf Youtube.

a-ha auf Nordkoreanisch.
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Hinter dem Internetwunder steckte wiederum ein Norweger, der eben eines will: übersetzen. Zwischen den Kulturen, zwischen Ländern, zwischen Menschen. Der 44-jährige Morten Traavik reist seit dem Jahr 2008 regelmäßig in das abgeschottete Nordkorea, um dort Projekte durchzuführen. Sein neuester Coup: das erste Konzert einer westlichen Band – der slowenischen Gruppe Laibach – in der Hauptstadt Pjöngjang, das im August mit dem Einverständnis des Regimes stattfindet, dessen Vertrauen der Norweger mittlerweile genießt.

Geboren auf dem Gebiet des heutigen Osloer Flughafens, den er im STANDARD-Gespräch scherzhaft "ein Monument zu meinen Ehren" nennt, wuchs Traavik in der Küstenstadt Bergen auf. Bereits in seiner frühen Kindheit habe er gewusst, dass etwas mit ihm "falsch" sei, und spielt damit auf seine künstlerischen Interessen an. Nach einer Ausbildung zum Theaterregisseur in Russland und Schweden machte Traavik regelmäßig mit seiner Kunst auf Missstände und soziale Themen aufmerksam. So rief er etwa einen Schönheitswettbewerb für Landminenopfer in Angola und Kambodscha in den Jahren 2008 und 2009 aus.

Norwegischer Nationalfeiertag in Nordkorea.
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Durch diese und andere Reisen sei seine Familie "abgehärtet" worden und habe keine Angst, wenn er immer wieder in das Land von Diktator Kim Jong-un reist. Im Gegenteil: Seine Frau und drei Kinder begleiten ihn sogar öfter. Sein damals zehn Monate alter Sohn sei zudem das erste Baby gewesen, das sich in dem Grenzstreifen zwischen den beiden Koreas befunden habe, erzählt Traavik nicht ohne Stolz.

In seinem Heimatland sieht man sein Engagement nicht überall gerne. Kritisiert wird auch die finanzielle Unterstützung der Regierung in Oslo. Den Künstler interessiert das jedoch herzlich wenig. Und er setzt noch eines drauf: Für eine Dokumentation feierte er den norwegischen Nationaltag mit wehenden Flaggen in Nordkorea. Am Telefon sagt er dazu: "Wir Norweger sind schamlos patriotisch. Das verbindet uns sicher mit den Nordkoreanern." (Bianca Blei, 16.7.2015)