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Wenn der Mehrheitseigentümer América Móvil aus Mexiko anruft, hat sogar der Aufsichtsrat der Telekom Austria Pause

Foto: reuters/LEONHARD FOEGER

Wien – Wie das Leben in einem globalen Weltkonzern so spielt, wird dieser Tage am Beispiel Telekom Austria (TA) vorexerziert. Die Halbjahreszahlen werden nicht erst wie seit Jahren üblich im August veröffentlicht, sondern bereits Mitte Juli – das dafür, ohne dem TA-Aufsichtsgremium vorgelegt worden zu sein. Der Aufsichtsrat unter Vorsitz von Ex-OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer tagt nämlich erst am 24. Juli.

Die Zeitverschiebung ist Großaktionär América Móvil (Amov; 59,7 Prozent) aus Mexiko geschuldet. Er veröffentlichte seine Quartalszahlen bereits am Donnerstag, also musste die an der Wiener Börse notierte Telekom mitziehen.

Ob Freitag nächster Woche auch die drängende Frage nach einer Nachfolgeregelung für den scheidenden Generaldirektor Hannes Ametsreiter geklärt sein wird, bleibt hingegen abzuwarten. Bei der für die Verwaltung des 28,4-Prozentanteils der Republik Österreich zuständigen Öbib schwört man Stein und Bein, dass noch keine Entscheidung gefallen sei. Man prüfe alle Varianten, von einer Nominierung gemäß Syndikatsvertrag bis hin zum Verzicht auf die Besetzung des in österreichischem Einflussbereich stehenden Vorstandsmandats.

Ein Verzicht freilich, wie ihn auch der Betriebsrat empfohlen hat, gilt als nicht ganz unproblematisch. Denn laut Postbetriebsverfassungsgesetz ist das Personalamt für die rund 5000 TA-Beamten beim Generaldirektor der Aktiengesellschaft angesiedelt. Im Fall der TA ist das nicht das Österreich-Geschäft (für selbiges wird ebenfalls ein Chef gesucht), sondern die börsennotierte Holding. Würde das Finanzministerium auf die Nominierung eines TA-Generals verzichten und die Agenden auf Finanzchef Siegfried Mayerhofer übertragen, käme es zur ungewöhnlichen Konstruktion, dass das Personalamt an einem mexikanischen Mandat hinge. Verständigte man sich hingegen auf den mächtigen operativen Vorstand Alejandro Plater als Generaldirektor, der bereits jetzt alle wichtigen Entscheidungen trifft, würde Bescheide für die Beamten künftig ein TA-Manager aus Mexiko ausstellen. In beiden Fällen müsste der Syndikatsvertrag mit Amov geändert werden.

Die Alternative klingt aus österreichischer Sicht nicht wirklich vielversprechend: Ein Generaldirektor wird bestellt, der mangels Dirimierungsrecht nicht viel mehr als ein Frühstücksdirektor ist, weil zuletzt auch die Marketingagenden auf Plater übergingen.

Ein Tausch der Nominierungsrechte, sodass Österreich den Finanzchef stellte und Mexiko den General, sei für Amov keine Option, heißt es in TA-Kreisen. Dafür sei der Posten des Finanzchefs zu elementar. Ein Personalberater für die Chefsuche wurde bis dato nicht engagiert, gut möglich also, dass eine Interimslösung kommt: kein neuer Konzernchef, sondern nur einer für das Österreich-Geschäft, das Ametsreiter bisher in Personalunion betreut hat.

Rau weht der Wind auch aus Osteuropa. Die TA nimmt ihre Umsatzprognose zurück, weil Kernmärkte wie Bulgarien und Kroatien auslassen. In der operativ erfolgreichen Velcom in Weißrussland fressen Inflation und Währungseffekte die Erträge auf. Statt zwei Prozent Wachstum geht die TA nun von stagnierenden Erlösen aus. Im ersten Halbjahr lagen die Umsätze mit 1,94 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. Wirkung zeige das Kostensenkungsprogramm, das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) stieg um sieben Prozent auf 665,3 Millionen Euro, der Gewinn beträgt 171 Mio. Euro. (ung, 16.7.2015)