Rom – Bürgerproteste sind am Freitag in Rom und Treviso gegen die Unterbringung von Flüchtlingen ausgebrochen. Zu Krawallen kam es in einem römischen Vorstadtviertel gegen den geplanten Einzug von rund hundert Flüchtlingen in eine ehemalige Schule, die in ein Aufnahmezentrum umgewandelt worden ist.

Der Protest wurde von der rechtsradikalen Gruppierung Casa Pound unterstützt. Bürger und Rechtsradikale versperrten den Eingang zur Schule. Die Demonstranten warfen Stühle in Richtung der Ordnungshüter, die mit Knüppelschlägen reagierten und den Eingang frei räumten. Die 250 Familien, die im Vorort leben, hatten schon seit Tagen gegen Pläne des Polizeichefs protestiert, 100 Flüchtlinge in der Ex-Schule unterzubringen. Sie warnten vor einer "Flüchtlingsinvasion", die zu erheblichen Sicherheitsproblemen in dem ohnehin schon benachteiligten Vorort Casale San Nicola führen könnte.

8.000 Flüchtlinge in Rom

Roms Präfekt Franco Gabrielli blieb hart. Er halte am Plan fest, die Flüchtlinge in der ehemaligen Schule unterzubringen. "Wir machen keinen Schritt zurück", so Gabrielli. Schon im vergangenen November waren in dem römischen Vorort Tor Sapienza Proteste gegen Flüchtlingseinrichtungen ausgebrochen. Die italienische Hauptstadt versorgt zurzeit circa 8.000 Flüchtlinge.

Tumulte in Treviso

In einem Viertel der italienischen Stadt Treviso hat indes der Beschluss der Präfektur, 101 Flüchtlinge in einem Gebäudekomplex unterzubringen, in dem auch italienische Familien leben, für Unruhen gesorgt. Unbekannte setzten am Donnerstagabend Möbel und Matratzen in Brand. Eine Gruppe von Demonstranten belagerte den Eingang des Gebäudekomplexes und rollte Spruchbänder gegen die Flüchtlinge aus. Andere Demonstranten beschlossen, die Nacht in Zelten zu verbringen. "Wir sind nicht Rassisten, doch wir wohnen hier und wollen diese Flüchtlinge nicht hier haben", betonten die Demonstranten. Bei den Protesten kam es auch zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Einige Demonstranten wurden festgenommen. Der Protest bewirkte am Freitag, dass die Flüchtlinge in einer Kaserne in Treviso untergebracht wurden.

"Afrikanisierung"

Der Präsident des Veneto, Luca Zaia, zeigte sich solidarisch mit den Demonstranten. Der Spitzenpolitiker der ausländerfeindlichen Oppositionspartei Lega Nord warnte vor einer "Afrikanisierung" der Region Venetien, in der bereits 517.000 Migranten leben. "Es ist absurd, Hundert Flüchtlinge in einem Wohnungsgebäude unterzubringen, in dem Familien mit Kleinkindern leben", meinte Zaia. Damit schüre man nur soziale Konflikte. Zaia führt die Front der Präsidenten norditalienischer Regionen an, die keine Flüchtlinge aufnehmen wollen. An seiner Seite stehen sein Parteikollege Roberto Maroni, Präsident der Lombardei, und der rechte Gouverneur Liguriens, Giovanni Toti.

Italien stöhnt zurzeit unter einem Rekordansturm von Migranten. Die Regierung rechnet, dass bis Jahresende 200.000 Migranten eintreffen werden. Rechtsparteien warnten vor weiteren Protesten. "Die soziale Revolte steht vor der Tür. Die Situation ist unerträglich geworfen. Wir haben mit einer Invasion von Migranten zu tun, die versorgt werden müssen, während tausende italienische Familien mit akuten finanziellen Problemen zu tun haben", kommentierte der Senator der konservativen Partei Forza Italia, Maurizio Gasparri. (APA, 17.7.2015)