Mathias Hengl, Ulrike Beimpold, Ernst Molden, Michou Friesz und Tini Kainrath in "Mein Döbling".

Foto: ORF/Felix Breisach Medienwerkstatt

Was mit der gottlosen Jugend passiert, weiß man nicht. Aber die Alten haben einen Verdacht. "Die Jungen, die nicht glauben, über die hat der Teufel die Macht", erklärt die betagte Dame beim G’spritzten in Elizabeth T. Spiras Alltagsgeschichte Beim Heurigen. Seit der Erstausstrahlung sind mittlerweile genau zwanzig Jahre vergangen, höchste Zeit also für eine Wiederaufnahme ins Programm. Kinder, wie die Zeit vergeht!

Außerdem bietet sich dieser Sendeplatz (Sonntag, 21.50, ORF 2) nachgerade an, denn im Anschluss geht es in der ORF-Bezirksdokureihe Mein Döbling (22.35) dorthin, wo nach wie vor getrunken und in Erinnerungen geschwelgt wird, und in dieser Hinsicht hat sich im Nordwesten Wiens offensichtlich seit Spiras Besuch ("Des schneidn’s ois aussi!") nichts geändert, obwohl sich mittlerweile die nächste Generation zum gemütlichen Plaudern versammelt. Wir erfahren, wo Ulrike Beimpold ihre erste Zigarette geraucht hat und dass man in der Sieveringer Straße vor der Wien-Film nur lange genug stehen musste, bis Elizabeth Taylor oder Gregory Peck vorbeikamen. Es soll Leute geben, die heute noch warten!

Überhaupt fühlt sich Michou Friesz im Nobelbezirk dieser Tage ein wenig verlassen. "Das war der heißeste Zwickel hier früher", meldet sie sich mitten aus der Verkehrsinsel vor dem legendären Ruckenbauer. "Wo ist die Döblinger Jugend hin?"

Das ist eine gute Frage. Möglicherweise ist sie weggezogen oder über die Höhenstraße geflüchtet. Oder sie geht am Abend aus, aber dann wäre sie ja am nächsten Tag wieder da. Hoffentlich hat also die alte Dame bei Spira nicht recht behalten – und wir kommen alle, alle, alle in den Himmel. (Michael Pekler, 17.7.2015)