Mohammed und Shinuar, beide 17 Jahre alt, haben Asyl bekommen und teilen sich eine Wohnung in Seekirchen.

Foto: Hannes Huber

Salzburg – Shinuar, Mohammed und Nejirwan sitzen etwas aufgeregt im Büro des SOS-Kinderdorfes in Seekirchen. Alle drei sind 17 Jahre alt und alleine aus ihrer Heimat Syrien geflüchtet. Schlepper brachten sie über die Türkei bis nach Österreich, wo sie zunächst im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen unterkamen. Shinuar und Mohammed wurden danach nach Hallein in eine Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge vom Verein Menschenleben verlegt, Nejirwan kam ins Clearinghouse in der Stadt Salzburg, das vom SOS-Kinderdorf geführt wird.

Allen drei wurde Asyl gewährt, sie fallen damit in die Zuständigkeit der Kinder- und Jugendhilfe Salzburg und haben durch ein neues Projekt von SOS-Kinderdorf Seekirchen am Wallersee eine eigene betreute Wohnung bekommen.

"Integrativer Faktor größer"

Die Lage außerhalb des Ballungsraumes sei bewusst gewählt, erklärt Wolfgang Arming, der Leiter des SOS-Kinderdorfes Seekirchen. "Der integrative Faktor ist größer außerhalb der Stadt." In Salzburg gebe es viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die dann eher unter sich blieben und weniger auf einheimische Gleichaltrige zugingen. Nejirwan sagt, er habe schon viel Kontakt zu österreichischen und anderen ausländischen Jugendlichen.

Derzeit stehen sieben Plätze für Jugendliche mit Asylstatus in den betreuten Wohnungen zur Verfügung. Erweitert könne aber jederzeit werden, sagt Arming. Nach geeigneten Wohnungen werde weiterhin gesucht, der Bedarf an derartigen Unterkünften sei groß. Unterstützt werden die Jugendlichen von Thomas Kronberger, Monika Ferner und Salome Weyerer, die die jungen Flüchtlinge betreuen. "Wir helfen ihnen in der Bildungsfrage, welche Kurse für sie infrage kommen, beim Deutschlernen oder bei Amtswegen. Wir stellen ihnen den Lebensraum Österreich vor, unterstützen sie bei der Mülltrennung, der Haushaltsführung, beim Einkaufen, der Geldverwaltung und der Freizeitgestaltung oder vermitteln sie zu Mentoren-Projekten", fasst Monika Ferner ihre Aufgaben als Betreuerin zusammen.

Betreuungsbedarf nimmt ab

Der Betreuungsbedarf der Jugendlichen wird vom Jugendamt festgelegt und nimmt mit der Zeit ab. "Am Anfang haben wir 20 Stunden pro Woche. Wenn die Jugendlichen mehr integriert sind, nimmt die Betreuung ab, weil sie auch selbstständiger werden", erklärt Ferner.

"Sie hilft uns bei allem", sagt Shinuar über seine Betreuerin Monika Ferner. Er ist erst seit einer Woche in der Wohnung in Seekirchen, die er sich mit Mohammed teilt. Jeder von ihnen hat ein eigenes Zimmer, hinzu kommen ein Wohnzimmer, eine Küche und ein Bad.

Mit der eigenen Wohnung sollen die Jugendlichen lernen, selbstständig zu sein, um später nicht von der Mindestsicherung leben zu müssen, betont der Leiter des SOS-Kinderdorfes. Ab dem 18. Lebensjahr könne man zwar um Verlängerung bei der Kinder- und Jugendhilfe ansuchen, wenn sie 21 Jahre alt sind, sind die jungen Erwachsenen aber auf sich allein gestellt und müssen sich eine eigene Wohnung suchen.

Deutsch oberste Priorität

Deutsch zu lernen hat für Shinuar oberste Priorität. In einigen Tagen wird er einen Kurs beginnen. Nejirwans Deutsch ist schon besser. Der 17-Jährige besucht bereits einen Vorbereitungskurs für die Hauptschule in der Stadt Salzburg. Jeden Tag ist er bis halb eins in der Schule, danach lernt er in seiner Garçonnière. Nach dem Brückenkurs ist sein Ziel der Hauptschulabschluss und danach eine Lehre. "Ich möchte gerne Frisör werden", sagt Nejirwan. "Die Bildung ist der Weg zur Integration" , sagt Wolfgang Arming. Die Jugendlichen müssten Deutsch lernen, um einen Hauptschulabschluss zu machen und später eine Lehre und einen Beruf zu lernen. Doch die Plätze in Deutschkursen seien rar.

In Seekirchen werde das Projekt gut aufgenommen, sagt Arming. Bürgermeisterin Monika Schwaiger (ÖVP) habe es von Anfang an unterstützt, und auch aus der Bevölkerung seien bereits positive Rückmeldungen gekommen. Auf einen Artikel in der Gemeindezeitung hätten sich einige Einheimische gemeldet und Hilfe angeboten, sagt Monika Ferner. Sie wollen etwa mit den jungen Flüchtlingen gemeinsam kochen, Deutsch lernen oder einfach Zeit mit ihnen verbringen. Eine Frau schlug vor, Vorhänge für die Wohnungen der Jugendlichen zu nähen. (Stefanie Ruep, 20.7.2015)