Die Westbalkanroute ist die meistgenutzte Route auf der Flucht in die Europäische Union. Jene Länder, die das besonders zu spüren bekommen, sind damit völlig alleingelassen. Dass Österreich ein paar Dutzend Polizisten zum Grenzeinsatz in Serbien und Ungarn schickt, dient in erster Linie der Betonung einer Abwehrhaltung, nicht der Unterstützung dieser Länder. Serbien ist nervös, weil Ungarn einen Zaun baut. Für Bulgarien hat sich ein solches Bauwerk an der Grenze zur Türkei bewährt – Flüchtlingsströme haben sich anderswohin verlagert. Mazedonien lässt Flüchtlinge nun kostenlos Bahn fahren, um sie schneller wieder los zu sein.

Wie weit soll das gehen? Wie viel Kilometer Zaun werden noch gebaut? Verzweifelte Menschen werden weiterhin fliehen. Wenn die Flüchtlingslager in ihren Nachbarländern voll sind oder die Lage auch dort prekär ist, werden sie weiterziehen – bis sie an ein möglichst sicheres, lebenswertes Ziel gelangen. Es kann nicht oft genug gesagt werden: Es braucht Lösungen für die faire Verteilung und eine menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen in Europa.

In erster Linie, weil tausende Menschen diese benötigen. Aber auch, weil Solidarität als ein Grundwert der EU gilt. Im Umgang mit Flüchtlingen, die nach Europa kommen, fehlt diese aber im doppelten Sinne: mit den Menschen, die ihr Zuhause verlassen mussten; und mit den Staaten, die die Fluchtbewegungen derzeit besonders stark spüren. (Gudrun Springer, 20.7.2015)