Köln – Der Landeroboter Philae auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, kurz Tschuri, bereitet dem Forscherteam im Kontrollzentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) Kopfzerbrechen. Nach wochenlanger Funkstille hatte sich der Lander vor eineinhalb Wochen wieder gemeldet – um dann erneut in Schweigen zu verfallen.

Seitdem arbeitet das Team eigenen Angaben zufolge daran, mit Tricks und Kniffen wieder Kontakt mit dem Lander aufzunehmen: "Wir haben in den bisher empfangenen Daten auch Anzeichen dafür, dass Philae sich bewegt haben könnte und seine Antenne dadurch womöglich mehr verdeckt oder anders ausgerichtet ist", erklärte der Projektleiter und DLR-Wissenschafter Stephan Ulamec.

An einem baugleichen Modell im Nutzerzentrum für Weltraumexperimente des DLR testen die Ingenieure nun verschiedene Kommandos, mit denen sie das kühlschrankgroße Minilabor aktivieren und optimieren wollen.

Tests an einem Philae-Zwilling am DLR in Köln.
Foto: DLR

Position durch Gasausstöße verändert?

Die Daten, die Philae bisher über seinen Zustand auf dem Kometen schickte, enthalten auch Informationen über die Sonneneinstrahlung auf seinen verschiedenen Sonnenpanelen. "Und dieses Profil – auf welche Panele wieviel Sonne trifft – hat sich von Juni zu Juli deutlich verändert", sagt Ulamec. "Dies lässt sich nicht nur mit dem Verlauf der Jahreszeiten auf dem Kometen erklären."

Der Lander könnte beispielsweise durch Gasausstöße des erwachenden Kometen seine Position verändert haben. Nach einer nicht ganz reibungslosen Landung am 12. November 2014 landete Philae schließlich an einem Kraterrand in unebenem Gelände – schon eine leichte Veränderung seiner Position könnte deshalb auch bedeuten, dass seine Antenne auf der Oberseite nun durch Objekte stärker verdeckt wird.

Funktionsfähigkeit gegeben

Aufgeben wollen die Wissenschafter den Lander jedenfalls nicht. "Er ist offensichtlich immer noch funktionsfähig, denn er schickt uns immer wieder Daten, wenn auch in unregelmäßigen Abständen und zu überraschenden Zeitpunkten", so Ulamec. "Es gab bereits mehrmals die Befürchtung, der Lander bliebe ausgeschaltet – aber er hat uns immer wieder eines Besseren belehrt."

Noch bis 24. Juli 2015 richtet sich die Raumsonde Rosetta nach den Ansprüchen des Landers aus und fliegt eine für die Kommunikation der beiden günstige Bahn. Anschließend wird Rosetta mit seinen elf Instrumenten an Bord über die südliche Hemisphäre des Kometen fliegen, die nun zunehmend von der Sonne angestrahlt wird.

Dann haben die Versuche, mit Philae zu kommunizieren, keine Priorität mehr. Die zunehmende Aktivität des Kometen mit seinen Gas- und Staubausstößen erlaubt es zudem nicht, zu dicht über der Kometenoberfläche zu fliegen. Am vergangenen Wochenende wurden die Sternsensoren von Rosetta erneut durch die staubige Umgebung bei der Navigation irritiert. Der Orbiter fliegt deshalb nun in einem sichereren Abstand von 170 bis 190 Kilometern. (red, APA, 20.7.2015)