Games wie "Halo" eignen sich gut als Studienfeld, da sie auch Rückschlüsse auf das Verhalten in anderen Situationen ermöglichen.

Foto: Halo 3
Foto: University of New South Wales
Foto: University of New South Wales

Zwei Forscher der University of New South Wales haben eine neue Studie zum Verhalten von Videospielern präsentiert. Zu diesem Zweck haben sie insgesamt 163 Partien im Multiplayer-Shooter "Halo 3" verfolgt und dabei beobachtet, wie Männer mit ihren weiblichen Gegnern umgehen.

Dabei konnten sie durch die Analyse der Kommentare einige interessante Aspekte herausarbeiten. Einer davon: Sexisten sind die schlechteren Spieler, fasst die "Washington Post" zusammen.

Erfolglose Männer fallen durch Sexismus auf

Grundsätzlich war zu beobachten, dass Männer miteinander stets relativ freundlich umgingen. Dabei spielte ihr "Skill Level", also ihr Können und Erfolg, nur eine geringe Rolle. Jene, die sich am oberen Ende des Rankings fanden, machten anderen Spielern unabhängig von deren Geschlecht häufig Komplimente.

Andere Männer allerdings – jene, die sich weniger erfolgreich schlugen – fielen mit regelmäßigen gehässigen Wortmeldungen in Richtung weiblicher Konkurrenz auf. Dies passt in allgemeine Beobachtungen zum Umgang im Netz. Laut einem Report von Pew Research sahen sich 40 Prozent aller Internetnutzer bereits mit schikanösem Verhalten konfrontiert. Prinzipiell ergießen sich Gemeinheiten zwar über beide Geschlechter, Frauen werden allerdings besonders häufig Opfer von sexueller Belästigung und Stalking.

Parallelen

Studienleiter Michael Kasumovic erklärt, dass sich aus den Beobachtungen auch Schlüsse auf andere Bereiche ableiten lassen könnten, da Spiele wie "Halo 3" hervorragende Stellvertreter abgeben würden.

Die Teilnehmer in "Halo 3" bewegen sich anonym durch die Spielwelt, das Nachverfolgen des individuellen Verhaltens ist kaum möglich. Kontrahenten treffen sich nur selten mehrfach, sehr oft werden also Menschen beleidigt, denen man im Spiel nicht mehr begegnet, und zudem ist die überwiegende Mehrheit der "Halo"-Gamer männlich.

Kampf um die Rangordnung

Zuletzt rückte auch das problematische Verhalten zahlreicher Nutzer auf Reddit oder Twitter mehr in den medialen Fokus. Dass dort ähnliches Verhalten beobachtet wurde, erklärt Kasumovic damit, dass dort vermehrt Frauen in eine zuvor etablierte, fast ausschließlich männlich dominierte Hierarchie vorstoßen.

Jene, die an der Spitze selbiger stehen, sehen dies gelassen. Jene, die sich in der Rangordnung weiter unten finden, sehen sich und ihren Status allerdings bedroht. "Männer neigen oft zur Aggression, um ihren dominanten sozialen Status zu wahren", schreibt Kasumovic. Die Feindseligkeiten seien möglicherweise ein Versuch, ein Aufrütteln der Rangfolge durch die Frauen zu unterdrücken.

Lösungen lassen sich aus dieser Beobachtungen nicht ableiten, die Forscher setzen ihre Arbeit an dem Thema allerdings fort. Ihre bisherigen Funde sind in ihrem Paper bei PLOS One nachlesbar. (gpi, 21.7.2015)