Jeder Dritte hat in Österreich schon einmal etwas geerbt und damit einen Vorsprung gegenüber der Mehrheit der Bevölkerung. Dass dafür in Österreich kein Cent an Erbschaftssteuer fällig wird, ist einer sogenannten Leistungsgesellschaft nicht würdig. Unter jenen privilegierten Erben gibt es aber noch ganz besonders Privilegierte: Erbschaften sind extrem konzentriert, einige wenige erben richtig viel. Die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung erben im Schnitt 310.000 Euro.

Wer mehr verdient, zahlt in Österreich mehr Steuern. Es ist quasi weltweiter Konsens: Jene, die mehr haben, sollen auch ein bisschen mehr davon abgeben. Dass ausgerechnet jene, die ohne eigene Leistung Millionen erhalten, ohne einen Beitrag für die Gesellschaft davonkommen, ist verrückt. Dazu kommt: Wer besser gebildet ist, mehr verdient und ein größeres Vermögen hat, erbt viel öfters als jemand in unteren sozialen Schichten. Heißt: Ungleichheiten werden nicht nur einzementiert, sie werden sogar verschärft.

Das Geld könnte man dazu verwenden, um in erstklassige vorschulische Betreuung zu investieren. Man könnte die Steuereinnahmen auch an alle 18-Jährigen ausbezahlen und damit ähnliche Startbedingungen für alle eines Jahrgangs schaffen, so wie das der britische Ökonom Tony Atkinson fordert. Auch der Faktor Arbeit ließe sich deutlich entlasten. So oder so, eine Erbschaftssteuer würde Österreich jedenfalls um ein ganzes Stück gerechter machen. (Andreas Sator, 21.7.2015)