Insgesamt 41.000 Quadratmeter umfasst das Teilareal der Körner-Kaserne.

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Ist zunehmend auf dem Wiener Markt unterwegs: Anton Kammerstätter mit seiner Consulting Company.

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Man lasse sich von den anstehenden Wahlen im Herbst bei der Planung nicht stressen, sagt Christian Ebner.

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Ziel der Entwickler ist auch, einen Teil des Areals, das durch Mauern abgeschirmt ist, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

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Ein Konsortium rund um die oberösterreichische Consulting Company Immobilien und Projektmanagement Gmbh hat vor wenigen Tagen den Zuschlag für ein Teilareal der General-Körner-Kaserne im 14. Wiener Gemeindebezirk bekommen. 30,3 Millionen Euro wurden für das 4,1 Hektar große Grundstück bezahlt. Über die nächsten Jahre soll hier ein Mix an unterschiedlichen Wohnangeboten von mehrheitlich geförderten Mietwohnungen bis zu freifinanzierten Eigentumswohnungen entstehen. Es werde kein Ghetto für Reiche oder Arme, reagieren die Entwickler Anton Kammerstätter und Christian Ebner auf Kritik, die im Vorfeld laut wurde.

STANDARD: Bis vor kurzem waren Sie hauptsächlich in Oberösterreich tätig, das Teilareal der Körner-Kaserne ist nun bereits Ihr drittes Projekt in Wien. Warum?

Kammerstätter: Wir sind seit mehr als 25 Jahren am Immobilienmarkt unterwegs. Unsere Projekte in Oberösterreich wurden zunehmend größer – und der Markt in Oberösterreich ist eng. In Wien bauen wir gerade im 12. Bezirk 144 Wohnungen, in Penzing sind 90 Wohnungen in Planung. Für mich besonders interessant: Wiener haben uns bestätigt, dass sie die Qualität von uns Oberösterreichern schätzen. Diesen Qualitätsanspruch, den man bei uns in Oberösterreich haben muss, den wollen wir auch in diese breiten Märkte transportieren.

STANDARD: Am Mindestkaufpreis der Kaserne, der bei 26,8 Millionen Euro lag, gab es ja im Vorfeld Kritik von Grünen und Gemeinnützigen: Dieser Preis lasse leistbares Wohnen gar nicht zu. Was sagen Sie dazu?

Kammerstätter: Für mich ist immer gut, was sich die Waage hält – dass man sehr günstige Sachen anbieten kann, ein breites Mittelmaß und auch einige teure Wohnungen, aber das wird verschwindend sein. Uns erschien das als sehr korrekter Preis, mit dem eine Ausgewogenheit an sehr leistbarem geförderten Wohnbau und eine Durchmischung aller Bevölkerungsschichten machbar ist. Den Mindestpreis haben wir ja letztendlich nicht um viel überboten – und wir lagen nur um 100.000 Euro über unserem nächsten Mitbewerber. Das verträgt es schon. Wir haben den Investoren auch gesagt: Es gibt keinen schnellen Schnitt. Wir machen hier eine langfristig gute Entwicklung.

STANDARD: Etwas anderes wird Ihnen auch nicht übrig bleiben. Grünen-Planungssprecher Christoph Chorherr hat zuletzt immer wieder angemerkt, bei der Widmung mitreden und notfalls auf die Bremse steigen zu wollen.

Kammerstätter: Ich freue mich schon, Herrn Chorherr kennenzulernen. Ich bin sehr froh, dass Politik und Verantwortliche das Projekt genauso interessant finden wie wir. Nachdem wir genau das gleiche wollen wie die, gibt es aus meiner Sicht keine Konfrontationen, sondern ein Miteinander.

Ebner: Wir wollen ein städtebauliches Konzept erarbeiten, das dann Grundlage für eine Bebauung von hoher urbaner Qualität ist. Es wird kein Ghetto für Reiche und kein Ghetto für Arme. Wir haben die Möglichkeit, der Bevölkerung zusätzlichen Grünraum zu geben. Das ist ja de facto ein Park, der jetzt eine Mauer rundherum hat. Warum sollen wir die Mauer nicht in manchen Bereichen öffnen und diesen Park der Öffentlichkeit zugänglich machen? Das Tolle an dem Projekt ist: Es gibt die gesamte Infrastruktur dort ja schon. Es braucht weder einen Kindergarten, noch eine Schule, Kanal oder Fernwärme – und die U-Bahn ist vor der Haustür.

STANDARD: Haben Sie schon konkretere Details dazu, wie das dann am Ende ausschauen wird?

Ebner: Wir stehen gerade noch ganz am Anfang. Wir machen jetzt die klassischen Termine – Bezirksvorsteherin, diverse politische Entscheidungsträger auf Rathausebene, diverse Entscheidungsträger auf Beamtenebene. Wir wissen alle, dass im Herbst Wahlen sind. Davon lassen wir uns nicht massiv beeindrucken, sondern wir arbeiten in einem Projektteam bereits sehr intensiv. Sobald wir etwas haben, in das die Ideen der Entscheidungsträger, mit denen wir geredet haben, eingeflossen sind, gehen wir an die Öffentlichkeit.

STANDARD: Wann wird das sein?

Ebner: Das ist ein Projekt, das Jahre dauert. Wir haben keinen Stress.

Kammerstätter: Wir haben uns vorgenommen, einen ordentlichen Job zu machen und jeden, den das betreffen kann, in die Entwicklung einzubinden. Animositäten, die es früher gegeben hat – etwa zwischen der Sivbeg und der Stadt – die berühren uns nicht. Wir haben mit niemandem eine Rechnung offen. Wir stellen uns in erster Linie einmal ordentlich vor und sagen, wer wir sind und wie wir ticken und was wir vorhaben. Das ist scheinbar etwas blauäugig, aber wir ändern uns auch nicht.

STANDARD: Und was haben Sie vorab bezüglich Widmung schon ausgedealt?

Kammerstätter: Überhaupt nichts.

Ebner: Null.

Kammerstätter: Wir wären angesprochen worden, aber das wollten wir nicht diskutieren. Ich glaube, andere Mitstreiter hatten Deals.

STANDARD: Sie investieren so viel Geld, ohne dass Sie wissen, dass das dann in Ihrem Interesse entschieden wird?

Kammerstätter: Ja. Das mag jetzt naiv erscheinen, aber wir sind in Österreich: Es gibt Eigentumsrechte, es gibt Öffentlichkeit und es gibt Aktionen zum Wohl der Leute und zum Wohl dieses Gebietes. Das wollen wir fördern und etwas Positives machen – wer soll uns da nicht unterstützen?

STANDARD: Wien wird in den nächsten Jahren stark wachsen. Vielerorts wird erweitert und nachverdichtet. Wie beurteilen Sie das, was in Wien in diese Richtung derzeit gemacht wird?

Kammerstätter: Das ist gescheit und notwendig. Der Hauptbahnhof ist für mich ein Musterbeispiel von einer Entwicklung, wo sich viele kluge Menschen Gedanken gemacht haben. Ich glaube auch, dass die Seestadt Aspern durch die Verkehrsanbindung in Zukunft ein super Lebensraum für die Wiener sein wird.

Ebner: Die Stadtpolitik der letzten fünf Jahre war sehr klug. Es ist ein Glück, dass immer wieder Flächen auf den Markt kommen, die nicht mehr gebraucht werden, etwa von Kasernen oder Gleisanlagen. Ich bin auch froh, dass das in einer gewissen Geschwindigkeit geht. Ich kenne auch andere Beispiele: In Triest zum Beispiel steht ein alter Güterbahnhof direkt am Meer seit 100 Jahren leer, weil Stadt, Gemeinde, Region und der Bund sich nicht auf ein Nutzungskonzept einigen können.

STANDARD: Halten Sie in Wien trotz Ihres Großprojekts weiterhin Ausschau nach Flächen?

Kammerstätter: Das Radar läuft immer. Aber wir wissen genau, welche Volumina wir leisten können. Man kann mit unserer Struktur vielleicht 200 bis 300 Wohnungen im Jahr bauen. Mehr geht nicht. Wenn sich aber Chancen und Möglichkeiten bieten, dann werden wir zugreifen.

STANDARD: Ein paar Kasernenareale gäb's ja noch. In Baden zum Beispiel die Martinek-Kaserne.

Kammerstätter: Anschauen tun wir uns vieles. Aber jetzt schauen wir mal, dass wir dieses Projekt zum Laufen bringen. (Franziska Zoidl, 31.7.2015)