Dass Delfine intelligente, soziale Wesen sind, ist hinlänglich bekannt. Ihr häufig verspielter Umgang mit Menschen zeigt, dass sie mitunter auch gerne speziesübergreifend interagieren. Was Forscher in den vergangenen Jahren immer wieder vor der Küste Hawaiis sichteten, erscheint dennoch außergewöhnlich: Delfine und Buckelwale, die sich offenbar einen ganz besonderen Spaß miteinander machen.

Die Meeresbiologin Lori Mazzuca berichtete bereits vor einigen Jahren im Fachblatt "Aquatic Mammals" von ihren Beobachtungen, dass ein Delfin auf einem seiner größeren Verwandten "surfte". Ihr gelangen auch Aufnahmen davon: Sie zeigen, wie ein Buckelwal einen Großen Tümmler auf seinem Kopf vollständig aus dem Wasser hebt. Der Delfin übte sich daraufhin im Balancieren, ehe er – Schwanzflosse voran – wieder ins Wasser rutschte.

Kein Einzelfall

Dieser Vorgang wiederholte sich bis zu sechs Mal. In der Zwischenzeit gab es immer wieder solche Sichtungen in unterschiedlichen Regionen vor Hawaii, sodass davon ausgegangen werden kann, dass es sich dabei nicht um einen isolierten Einzelfall handelt. Nach Ansicht der Forscherin ist es wahrscheinlich, dass die beiden Spezies einfach miteinander spielen.

Leider existieren keine Filmaufnahmen von diesen Aktivitäten, aber das American Natural History Museum hat dankenswerterweise existierendes Fotomaterial zu einer Diaschau kombiniert:

American Museum of Natural History

--> IFLS: Dolphins Spotted Riding Whales Off The Coast Of Hawaii

Die dunkle Seite der Delfine

Um das Bild des spaßigen, süßen und sympathischen Delfins aber nicht überzustrapazieren, soll an dieser Stelle auch noch auf eine andere Studie verwiesen werden, die kürzlich in "Marine Mammal Science" erschien. Darin berichten Forscher um Robin Perrtree von der Savannah State University in Georgia von der ersten beobachteten Geburt eines Großen Tümmlers in freier Wildbahn – gefolgt vom angestrengten Versuch zweier ausgewachsener Delfine, das Neugeborene zu töten.

Wie die Biologen berichten, umschwammen die Männchen das trächtige Weibchen schon eineinhalb Stunden vor der Geburt, womöglich bereits in der Absicht, das Jungtier bei erster Gelegenheit anzugreifen. Über zweieinhalb Stunden lang drangsalierten sie anschließend das Kalb und versuchten, es trotz heftiger Gegenwehr des Muttertieres unter Wasser zu drücken und zu ertränken – in diesem Fall offenbar ohne Erfolg.

Infantizid, so der Fachausdruck für das Töten von Nachkommen der eigenen Art, ist von zahlreichen Spezies bekannt, bei Walen bislang jedoch nur selten beobachtet worden. Die Forscher halten es für wahrscheinlich, dass die Motivation der Delfinmännchen im vorliegenden Fall ihr eigener Fortpflanzungsdrang war: Denn säugende Delfinmütter sind für längere Zeit nicht paarungsbereit.

Bilder und ein Video zu diesem Delfindrama gibt es hier:

--> BBC: The dolphins that kill each other`s young

(dare, 26.7.15)