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In St. Petersburg ist der WM-Pokal zu bewundern. Am Samstag werden die Gruppen für die Qualifikation ermittelt.

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Sechs Töpfe für ein Halleluja.

GRafik: APA

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Herr Hulk mag nicht fischen.

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Wien/St. Petersburg – Trommelwirbel. Österreichs Fußball-Nationalmannschaft erfährt am Samstag – reichlich früh – seine Gegner in der Qualifikation für die WM-Endrunde 2018. Ab 17 Uhr werden in St. Petersburg die Qualifikationsgruppen für das Turnier in Russland ermittelt. Die Ausgangsposition für das ÖFB-Team ist gut: Aufgrund der jüngsten Erfolge wird Österreich aus Topf 2 gezogen. Auf zusätzliches Losglück hofft man freilich dennoch.

Kein Windtner-Wunschlos

Wenn am Samstag die gesamte Fußballwelt gespannt nach St. Petersburg blickt, wird neben Russlands Präsidenten Wladimir Putin und Fifa-Boss Joseph Blatter, der erstmals seit den Verhaftungen von Fifa-Funktionären in Zürich am 27. Mai wieder ausländischen Boden betritt, auch ÖFB-Präsident Leo Windtner in den Stühlen im prunkvollen Konstantinpalast Platz nehmen. Ein Wunschlos hat Windtner nicht. "Darüber nachzudenken wäre sinnlos, weil es sowieso nicht eintrifft. Wir würden es aber bevorzugen, wenn uns weite Auswärtsreisen erspart blieben", sagte Windtner im Vorfeld des Events.

Gemeinsam mit ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner und Teammanager Christian Schramm wird Windtner am Freitag nach Russland fliegen. Die jüngsten Ergebnisse der Auswahl von Teamchef Marcel Koller sorgten für eine Aufbruchstimmung, in der Fifa-Weltrangliste thront der souveräne Tabellenführer der EM-Qualifikations-Gruppe G auf Platz 15 und ist damit so gut wie nie zuvor platziert.

Italien und Frankreich kommen nicht infrage

Die Ansprüche der ÖFB-Equipe sind gestiegen, ebenso das Selbstvertrauen. "Unser Team wird vor großen Namen nicht einknicken", sagte Windtner angesichts möglicher Gruppengegner wie Weltmeister Deutschland, Spanien oder Belgien, die allesamt aus Topf 1 gelost werden. Österreich ist an dieser Setzung als zweitbestes Topf-2-Team knapp vorbeigeschrammt. "Natürlich wäre Topf eins ein sensationeller Sprung gewesen, allerdings gibt es auch in Topf zwei eine Reihe großer Kaliber, die wir jetzt vermeiden können", erklärte Windtner mit Blick auf die Ex-Weltmeister Frankreich und Italien.

Auch wenn der Fokus auf dem endgültigen Erreichen der EM-Endrunde 2016 in Frankreich liegt, die langfristigen Ziele der Österreicher sind hoch gesteckt: "Bei uns liegt jetzt die volle Konzentration darauf, das EM-Ticket endgültig zu fixieren, aber auf dem weiteren Horizont gibt es das Bestreben, erstmals seit 20 Jahren wieder bei der WM dabei zu sein. Auch wenn es aufgrund der geringeren Startplätze im Vergleich zur EM schwieriger wird", sagte Windtner.

Neun Gruppen

Die neun europäischen Gruppensieger qualifizieren sich direkt für Russland 2018, während die acht besten Gruppenzweiten im November 2017 die verbleibenden vier Startplätze wie gehabt in einem Playoff untereinander ausspielen. Unter Berücksichtigung der Fifa-Weltrangliste werden in St. Petersburg sieben Gruppen mit je sechs Teams und zwei Gruppen mit je fünf Teams gelost.

WM-Gastgeber Russland ergänzt eine dieser beiden Fünfer-Gruppen und bestreitet die Qualifikation außer Konkurrenz in Freundschaftsspielen. Deutschland, England, Frankreich, Italien, die Niederlande und Spanien werden in jedem Fall in einer Sechser-Gruppe spielen. Das bringt mehr Spiele und mehr TV-Einnahmen.

Der Spielplan sieht ein Format mit Hin- und Rückspielen vom 4. September 2016 bis 10. Oktober 2017 vor. Die Spielpaarungen werden direkt im Anschluss vom Fifa-Computer festgelegt. Mit Ausnahme von Asien werden zudem die Qualifikationsgruppen aller restlichen fünf Konföderationen in den einst von Peter dem Großen in Auftrag gegebenen Räumen direkt an der Küste ermittelt werden.

Kein Hulk

Eine Änderung gab es bezüglich der Besetzung des Jobs der Glücksfee. Nicht der ursprünglich gecastete Brasilianer Hulk wird die Kugeln aus den Töpfen fischen, sondern der ehemalige russischen Teamkapitän Alexey Smertin. Offiziell begründet die Fifa das mit "Verpflichtungen" Hulks bei seinem Klub Zenit St. Petersburg, der am Sonntag ein Meisterschaftsmatch zu absolvieren hat.

Der Stürmer hatte im Zuge des neuerlichen Rassismus-Skandals in Russland erst am Montag deutliche Kritik geübt. "Es ist eine Schande. So etwas geschieht in der Liga beinahe in jedem Spiel", hatte er gesagt: "Wenn das in drei Jahren ebenfalls passiert, wäre es hässlich und widerlich." Am ersten Spieltag war der Ghanaer Emmanuel Frimpong im Moskauer WM-Stadion mit Affenrufen von den Zuschauerrängen verunglimpft worden. Er hatte sich anschließend mit eindeutiger Geste "revanchiert" und war daraufhin ausgeschlossen worden.

Sportminister Witali Mutko kündigte immerhin eine härtere Gangart gegen Fremdenfeindlichkeit an. "Wir werden unseren Kampf verstärken", sagte der 56-Jährige: "Die Sanktionen für solche Dinge haben wir bereits verschärft. Die Übeltäter werden nicht ungestraft davonkommen."

Wenigstens organisatorisch läuft derweil vieles rund. Die Arbeiten in den elf WM-Städten und zwölf Stadien gehen zumeist gut voran. Laut offiziellen Angaben liegen die Baufortschritte in allen Austragungsorten mindestens im Zeitplan – und das trotz Budget-Kürzungen um knapp 500 Millionen Euro. (APA, sid, red, 24.7.2015)

  • TÖPFE:

Topf 1: Deutschland (Weltranglistenplatz 2), Belgien (3), Niederlande (5), Portugal (7), Rumänien (8), England (9), Wales (10), Spanien (12), Kroatien (14)

Topf 2: Slowakei (15), Österreich (15), Italien (17), Schweiz (18), Tschechien (20), Frankreich (22), Island (23), Dänemark (24), Bosnien-Herzegowina (26)

Topf 3: Ukraine (27), Schottland (29), Polen (30), Ungarn (31), Schweden (33), Albanien (36), Nordirland (37), Serbien (43), Griechenland (44)

Topf 4: Türkei (48), Slowenien (49), Israel (51), Irland (52), Norwegen (67), Bulgarien (68), Färöer (74), Montenegro (81), Estland (82)

Topf 5: Zypern (85), Lettland (87), Armenien (89), Finnland (90), Weißrussland (100), Mazedonien (105), Aserbaidschan (108), Litauen (110), Moldau (124)

Topf 6: Kasachstan (142), Luxemburg (146), Liechtenstein (147), Georgien (153), Malta (158), San Marino (192), Andorra (202)

  • WM-STÄDTE UND -STADIEN:

MOSKAU – Einwohner: 12,2 Millionen – Stadien: Luschniki (81.000 Plätze, im Umbau), Spartak (45.000 Plätze, bereits fertig)

JEKATERINBURG – Einwohner: 1,4 Millionen – Stadion: Zentralstadion (35.000 Plätze, im Umbau)

KALININGRAD – Einwohner: 453.000 – Stadion: Neue Arena (35.000 Plätze, Fertigstellung 2017 geplant)

KASAN – Einwohner: 1,2 Millionen – Stadion: Kasan Arena (45.000 Plätze, bereits fertig)

NISCHNI NOWGOROD – Einwohner: 1,3 Millionen – Stadion: Neue Arena (44.000 Plätze, Fertigstellung 2017 geplant)

ROSTOW AM DON – Einwohner: 1,1 Millionen – Stadion: Rostow Arena (44.000 Plätze, Fertigstellung 2017 geplant)

SAMARA – Einwohner: 1,2 Millionen – Stadion: Neue Arena (45.000 Plätze, Fertigstellung 2017 geplant)

SARANSK – Einwohner: 300.000 – Stadion: Mordowija Arena (45.000, Fertigstellung 2017 geplant)

SOTSCHI – Einwohner: 400.000 – Stadion: Fischt-Olympiastadion (48.000 Plätze, im Umbau)

ST. PETERSBURG – Einwohner: 5,2 Millionen – Stadion: Zenit Arena (69.501 Plätze, Fertigstellung 2016 geplant)

WOLGOGRAD (früher Stalingrad) – Einwohner: 1 Million – Stadion: Siegesarena (45.000 Plätze, Fertigstellung 2017 geplant)

  • WM-QUALIFIKATION, SPIELTERMINE:

4.–6. September 2016
3.–11. Oktober
7.–15. November
20.–28. März 2017
5.–13. Juni
28. August – 5. September
2.–10. Oktober

Play-off: 6.–14. November

WM-Endrunde von 14. Juni bis 15. Juli 2018 in Russland.