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Dass es dem Bargeld an den Kragen gehen könnte, wird nun immer öfter ventiliert und diskutiert.

Foto: AP/Hase

Als die Havard-Ökonomen Kenneth Rogoff und Larry Summers im Vorjahr sich für die Abschaffung des Bargelds aussprachen, ging kurz ein kleines Beben durch die Finanzwelt. Die Zentralbanken könnten auf diese Weise leichter Negativzinsen durchsetzen, um so die Wirtschaft anzukurbeln. Steuerflucht und Drogenkriminalität könnten besser bekämpft werden, argumentierten die Finanzexperten.

Die von den Aussagen der US-Amerikaner ausgehenden seismischen Wellen erreichten auch den deutschen Wirtschaftsweisen Peter Bofinger, der das Thema gar auf die Agenda des G-7-Gipfels im Juni auf Schloss Ellmau bringen wollte. Nationalbanker in Deutschland und Österreich erteilten der (nicht ganz neuen) Idee alsbald eine Abfuhr.

Zum Erscheinungstermin des Buches Anfang Juni war die Aufregung um das Thema schon verebbt. Doch geht es nach dem deutschen Wertpapieranalysten Ulrich Horstmann und dem Volkswirtschafter Gerald Mann wird die Abschaffung von Münzen und Scheinen und damit der gläserne Zahler früher oder später "raue Wirklichkeit, wenn sich die Bürger nicht dagegen wehren".

Um deren Kampfgeist gegen das sich anbahnende "Bargeldverbot" (Buchtitel) zu wecken, führen sie Indizien an, wie die bereits in einigen Ländern der Eurozone eingeführten Höchstgrenzen von Bargeldzahlungen bei Geschäften. Laut Autoren soll es in der EU bereits für 2018 konkrete Pläne für eine vollständige Bargeldabschaffung geben. Woher sie das wissen, erfährt der Leser nicht.

Die Forcierung digitaler Zahlungssysteme birgt in den Augen der Autoren eine fatale Gefahr: die Entmündigung bzw. Steuerung des Bürgers via virtuellen Knopfdruck. "Der 'gläserne Zahler' wird über bargeldloses Bezahlen ermöglicht. Persönliche Eingriffe werden möglich, welche die dirigistische Zwangswirtschaft des real existierenden Sozialismus noch übertreffen", warnen Horstmann und Mann, die ihr Buch Friedrich August von Hayek und George Orwell gewidmet haben.

Stellenweise liest sich das gerade einmal 122-Seiten-Buch spannend, viele der Aussagen sind allerdings reichlich plakativ. Schon bald werden wir aber wissen, ob der erste Teil des von den Autoren für möglich gehaltenen Szenarios sich bewahrheitet: "2016/2017: Der 'War on Cash' (=Kampf gegen Bargeld) wird verschärft. Der vermeintlich hohe Anteil von Bakterien – von 20.000 Bakterien und 3000 Bakterientypen ist die Rede – wird in den Medien zunehmend thematisiert." (Karin Tzschentke, 26.7.2015)