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Eingangstor zum Filmprojekt "Newtopia" in Zeesen, einem Ortsteil von Königs Wusterhausen (Brandenburg).

Foto: APA/Anna Ringe-Brändli

Tieftraurig, wenn so ein TV-Format geht. Jedes Mal, wenn wir Goodbye sagen, sterben wir ja ein bisschen. Besonders entsetzlich jedoch, wenn ein Format wie Newtopia dahinscheidet. Dessen Mitvater ist ja John de Mol, das letzte Rettungsboot der TV-Zukunft. Dass Newtopia am Freitag zu Ende geht, wo es doch bis 2016 laufen sollte, ist also ein Faustschlag für die TV-Zukunft, ein Beben für das Medium, das erst begann, sich vom Rückzug Stefan Raabs zu erholen.

Andererseits geht das Leben irgendwie immer weiter. Und wenn etwas abrupt endet, kommt es ja auch zu Leid lindernden Wellen der Menschlichkeit. So auch bei der 104. Episode von Newtopia. Nachdem die Bewohner des Menschenkäfigs erfahren hatten, dass sie quotenmäßig jämmerlich versagt hatten, erschufen sie ein TV-Kunstwerk der Herzenswärme: Tränen flossen wie sonst nur Bier; schlafende Kälber wurden umarmt, und schüchterne Herzen rafften sich zu Geständnissen auf ("Dein Nacken war das Beste, was ich in den zweieinhalb Wochen in Händen hatte").

Ja, ihr Kandidaten, ihr habt gefroren, geschwitzt, vielleicht auch gestunken; aber aufgegeben habt ihr nicht! Die Erfahrung kann euch keiner nehmen; Enkel und Urenkel werden davon erzählen, dass der Opa dabei war, sagte ein älterer Herr. Er hob die Stimmung, und sicher hat auch geholfen, dass Heiko die Melkmaschine repariert zurückbrachte.

Und wie im Camp nächtliche Ruhe einkehrte, begannen sich unter einer Decke zwar nur schwer zu entschlüsselnde Bewegungen zu regen. Eine Stimme aus dem Off jedoch schwärmte wissend: "Wie schön, wenn ein schlimmer Tag mit so viel Liebe endet!" (Ljubiša Tošić, 23.7.2015)