Rom – Das Außenministerium in Rom hat alle diplomatischen Hebel in Bewegung gesetzt, um die Befreiung von vier am Sonntag in Libyen gekidnappten italienischen Techniker zu erreichen. Italienische Medien spekulieren, dass die vier für eine Baufirma tätigen Italiener, die nahe eines Industriekomplexes des Öl-und Gaskonzerns ENI im Nordwesten Libyens entführt wurden, von Schlepperbanden gekidnappt wurden.

Die Schlepper würden mit der Entführung Druck auf die Regierung in Rom machen wollen, die ihre Offensive gegen den Menschenhandel im Mittelmeer verschärft hat. Der italienische Außenminister Angelino Alfano bestritt jedoch diese Version und meinte, dass die vier Italiener von Kriminellen entführt worden seien.

"Geheimdienste aktiviert"

Diese Ansicht teilt auch der selbsternannte Regierungschef des Islamistenbündnisses Fajr Libya, Khalifa Al-Ghwell. Bei den Kidnappern handle es sich nicht um Schlepperbanden, sondern eher um Kriminelle, die die guten Beziehungen zerstören wollen, die seine Regierung mit Italien aufbauen möchte, meinte der libysche Islamist in einem Interview mit dem italienischen TV-Sender "La 7". Seine Regierung verfolge mit größter Aufmerksamkeit den Fall. Er habe Geheimdienste aktiviert, um Informationen über die Hintergründe der Entführung zu sammeln. "Wir betrachten diese Kriminellen als Feinde des Friedens in Libyen", meinte Al-Ghwell.

Die italienische Regierung schloss indes entschieden aus, dass sie Verhandlungen mit den Kidnappern aufnehmen wolle, um zur Befreiung der Entführten zu gelangen. Rom war öfters in den letzten Jahren verdächtigt worden, Lösegeld für die Befreiung von im Ausland entführten Italiener zu zahlen. Aus dem Außenministerium verlautete es, Italien versuche schnellstmöglich Informationen zu den Entführern zu bekommen. In der Zone habe es schon öfter ähnliche Vorfälle gegeben. Die vier Techniker arbeiten für die in Parma beheimatete Baufirma Bonatti, die im Auftrag des Ölkonzerns ENI in Libyen im Einsatz ist. (APA, 24.7.2015)