Duschanbe/Moskau – Das tadschikische Innenministerium vermeldet einen Erfolg im Kampf gegen den "Islamischen Staat" (IS): Mehrere Anhänger der Terrororganisation seien verhaftet worden. "Die Festgenommenen haben gestanden, dass sie über soziale Netzwerke Kontakt mit einheimischen IS-Anhängern, die in Syrien kämpfen, aufgenommen und über einen langen Zeitraum Videos über die Ziele der Organisation und mit Instruktionen erhalten haben", teilte die Behörde mit.

In Medien sickerte nun die Identität von mindestens zwei Festgenommenen durch. Es soll sich dabei um Händler vom Kleidermarkt Korwon in Duschanbe handeln. Die Sicherheitskräfte sind eigenen Angaben nach drei weiteren Männern auf der Spur.

Die Polizei räumte eigenen Angaben nach mehrere unterirdische Lager der Terroristen aus, wo sie extremistische Literatur und Anleitungen zum Bombenbau sicherstellte. Anschläge seien in vier Regionen des Landes geplant worden – und zwar vor Gebäuden der Sicherheitsorgane und an öffentlichen Plätzen. "Ziel der Attentate war es, die politische Lage im Land zu destabilisieren, die Zivilbevölkerung einzuschüchtern und Panik zu verbreiten", sagte ein Polizeisprecher.

Zentralasien anfällig für IS

Nach Einschätzung der International Crisis Group kämpfen rund 4000 Bürger der ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens im Nahen Osten auf Seiten des IS. Die Generalstaatsanwaltschaft Tadschikistans ermittelt gegen 470 Landsleute wegen einer mutmaßlichen Beteiligung an den Kriegshandlungen. Unter den IS-Kämpfern sind auch viele Frauen und Minderjährige.

Bei den jetzigen Festnahmen schließen politische Beobachter eine PR-Aktion der Sicherheitskräfte nicht aus. Präsident Emomali Rachmon begründet seine autoritäre Politik und die Verfolgung der Opposition auch mit der Gefahr des islamistischen Fundamentalismus. Schwer imageschädigend wirkte in dem Zusammenhang das kürzliche Überlaufen eines ranghohen Polizeioffiziers der Spezialeinheit Omon zum IS.

Die Gefahr eines Terroranschlags auf GUS-Gebiet ist allerdings nach Einschätzung des russischen Geheimdienstchefs Alexander Bortnikow durchaus real. Erst vor wenigen Tagen waren im mit Tadschikistan benachbarten Kirgistan mehrere Untergrundkämpfer erschossen worden, die laut Medienberichten einen Überfall auf die in Kant stationierte russische Militärbasis planten, um sich dort mit Waffen für neue Anschläge zu versorgen. (André Ballin, 24.7.2015)