Telekom-Finanzchef Siegfried Mayrhofer verfolgt gespannt, wie der scheidende Generaldirektor Hannes Ametsreiter seinen Sessel für Nachfolger Alejandro Plater freimacht.


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Wien – Eleganter hätte der Machtwechsel in der Telekom Austria (TA) kaum umschrieben werden können: "Auf Vorschlag der beiden Hauptaktionäre América Móvil und Österreichische Bundes- und Industriebeteiligungen (Öbib) wurden die Zuständigkeiten des Chief Executive Officer (CEO) der Telekom Austria AG an Alejandro Plater übertragen." Der 47-jährige gebürtige Argentinier, der als Vertrauter des Amov-Chefs Daniel Hajj gilt, ist nicht nur der erste Nichteuropäer an der Spitze der Telekom Austria (TA), sondern auch mit einer nie dagewesenen Machtfülle ausgestattet.

Abgesehen vom Mandat für Finanzen, das der Österreicher Siegfried Mayerhofer verantwortet (der ebenfalls das Vertrauen des mexikanischen Mehrheitseigentümers América Móvil besitzt), dirigiert der frühere Ericsson-Verkaufsdirektor für Südamerika alles in der TA mit ihren acht Mobilfunkablegern in acht ost- und südosteuropäischen Ländern. "Eine gute Lösung für die Weiterentwicklung der Telekom", befindet TA-Aufsichtsratspräsident Wolfgang Ruttenstorfer. Was unter Weiterentwicklung zu verstehen ist, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Nicht abgeschafft

Klar ist: Der Posten des Generaldirektors, für den die Öbib namens der Republik Österreich gemäß Syndikatsvertrag über das Nominierungsrecht verfügt, wurde nicht abgeschafft, sondern bleibt vorderhand unbesetzt. Dieser Verzicht darf durchaus als Vorleistung gesehen werden, die Österreich erbringt, um Veränderungen in dem augenscheinlich ungünstigen Syndikatsvertrag zu erwirken. Ob diese Strategie aufgeht, bleibt abzuwarten.

Wirklich gute Karten hat das für Öbib-Beteiligungen zuständige Finanzministerium nicht. Sonst hätte Amov, mit 59,7 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals mehr als doppelt so einflussreich wie die Öbib mit ihren 28,4 Prozent, den Österreichern den Posten des nicht minder wichtigen Finanzchefs im Abtausch mit dem Vorstandschef (CEO) längst überlassen.

Serbien und Polen

Posten sind aber ohnehin nicht das Einzige, das die Österreicher interessiert. Viel wichtiger ist die nächste Kapitalerhöhung, die Amov durchführen will, sobald das nächste Kaufobjekt identifiziert ist. Wiewohl sich die Mexikaner bedeckt halten: Am konkretesten gelten Expansionspläne in Serbien und Polen, Kommentar zu konkreten Zielen gibt es freilich nicht. Danach, so Plater vor einer Woche bei Vorlage der Halbjahreszahlen des TA-Konzerns, wolle man sich dem Westen zuwenden.

Hochkompetitiv sind Telekommärkte im Osten wie im Westen, wobei Sättigungsgrad und Gesprächsvolumen in ost- und südosteuropäischen Ländern noch eher Luft nach oben haben als in westeuropäischen. Wann die Regierung in Belgrad die Teilprivatisierung in Angriff nimmt, ist offen. Erwartet wird ein Tender im Herbst.

Die Gefahr, dass Amov zu überhöhten Preisen auf Einkaufstour gehen und so die Österreicher über eine dafür notwenige besonders hohe Kapitalerhöhung – kolportiert wird eine Größenordnung von rund zwei Milliarden Euro – hinausdrängen könnte, sehen TA-Manager nicht. Amov-Manager, allen voran Finanzchef Carlos Moreno, der auch im TA-Aufsichtsrat sitzt und Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) regelmäßig Besuch abstattet, seien extrem kostenbewusst. "Wenn die etwas kaufen, dann stimmt der Return on Investment mit Sicherheit", sagen mit der Materie vertraute Personen zum STANDARD.

Vor diesem Hintergrund ist klar, dass der gezielt lancierte Wunsch nach einer Kapitalaufstockung im Aufsichtsrat noch kein Thema war. Solange zwischen den Syndikatspartnern keine Einigkeit darüber erzielt wurde, wird der Aufsichtsrat erst gar nicht befasst. Stimmt das Finanzministerium nicht zu, fehlt Amov die laut TA-Satzung notwendige Dreiviertelmehrheit. Das kommt einem Veto der Öbib gleich.

Dass die Öbib nicht ganz auf verlorenem Posten gegen die Übermacht aus Mexiko kämpft, lässt sich daran ablesen, dass sie in die Bestellung des A1-Chefs, also für das Österreich-Geschäft eingebunden wird. In- und ausländische Kandidaten sollen in den nächsten Wochen gesichtet werden. Als klug gilt dieser Schachzug, weil es beim Verkehrsministerium Millionen an Breitbandförderung abzuholen gilt. Wie gut die Chancen von A1-Technik-Chef Marcus Grausam sind, dem das Wohlwollen des Betriebsrats nachgesagt wird, ist ungewiss. (Luise Ungerboeck, 25.7.2015)