Der Kreuze-Marsch wird an einer Sitzblockade am Staatsbrückenkopf vorbeigeschleust.

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Die rund 120 Abtreibungsgegner starten den "1000 Kreuze"-Marsch am Mozartplatz.

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Vom Mozartsteg warfen die Abtreibungsgegner gelbe Rosen in die Salzach.

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Die Polizei blockierte den Brückenzugang vor den Gegendemonstranten.

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Vor dem Landeskrankenhaus trennten die Polizisten die beiden gegensätzlichen Abtreibungsdemos voneinander.

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Salzburg – Wie jedes Jahr trafen am Samstagnachmittag Abtreibungsgegner und –befürworter in der Salzburger Innenstadt aufeinander. Der "1000-Kreuze-für-ein-Leben"-Gebetszug und die parallel stattfindenden Gegenkundgebungen verliefen friedlich. Laut Polizeisprecherin Eva Wenzl gab es keine Festnahme, nur sieben Identitätsfeststellungen und Verwaltungsübertretungen.

Bereits um 12.30 Uhr startete eine Pro-Choice-Demonstration am Salzburger Hauptbahnhof. Rund 150 Personen zogen lautstark vom Bahnhof über das Schloss Mirabell und die Staatsbrücke bis zum Alten Markt. "Ob Kinder oder keine, entscheiden wir alleine", wurde durch Megaphone geschrien. Mit Parolen wie "Bei Pro Life da wird uns schlecht, Abtreibung ist Frauenrecht", bezogen sich die Demonstranten direkt auf den später stattfindenden Gebetszug von religiösen Abtreibungsgegnern.

Für reproduktive Entscheidungsfreiheit

Unterstützt wurde die Demonstration von Mitgliedern der Gras, der ÖH, der Sozialistischen Linkspartei (SLP), dem Infoladen und dem neugegründeten Frauen, Lesben und Inter- und Transgender-Zentrum "Flitz*". Die Pro-Choice-Aktivistinnen und Aktivisten setzten sich für "allgemeine reproduktive Entscheidungsfreiheit" ein. Nicht nur für das Recht auf Abtreibung, sondern auch für Selbstbestimmung von behinderten Menschen, Transgender- und Intersexpersonen, erklärte eine Sprecherin von "Flitz*". "Wir wollen, dass sich alle selbst entscheiden können, ob sie sich fortpflanzen oder nicht."

Zudem forderten die Demonstranten, dass Schwangerschaftsabbrüche aus dem Strafgesetzbuch gestrichen werden, Abtreibungen auf Krankenschein und dass es in jedem Bundesland einen uneingeschränkten, freien, legalen und kostenfreien Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen geben solle. Auch für den später stattfindenden Gebetszug hatte eine Aktivistin vom Infoladen einige Wörter übrig: "Sie deklarieren Frauen zu Gebärmaschinen und stellen Zellhaufen über das Recht von Frauen."

Weiße Holzkreuze und Gebete

Gegen 16.30 Uhr versammelten sich dann rund 120 Abtreibungsgegner bei Regen am Salzburger Mozartplatz zum "1000-Kreuze-für-das-Leben"-Gebetszug. Traditionell trugen die religiösen Abtreibungsgegner, die sich selbst als "Lebensschützer" bezeichnen, weiße Holzkreuze durch die Salzburger Straßen. Einer der Teilnehmer betonte, es handle sich nicht um eine Demonstration, sondern um einen Gebetszug.

Sie würden beten für die getöteten Kinder, für die Frauen, die abgetrieben haben, für die Ärzte, die Abtreibungen vornehmen, für Journalisten und auch für die Gegendemonstranten, erklärte der Anführer des Zugs. Der jährlich stattfindende Gebetszug wurde von dem Verein EuroProLife veranstaltet. Die Teilnehmer sangen während ihres Marsches Kirchenlieder und sprachen Gebete. Vom Mozartsteg warfen sie gelbe Rosen in die Salzach und verlasen dazu Kindernamen.

Sitzblockade am Staatsbrückenkopf

Bereits am Mozartsteg standen Abtreibungsbefürworter an den Brückenköpfen und schrien den Abtreibungsgegnern ihre Parolen entgegen. Die Polizei schirmte die Gegendemonstranten ab. An der Staatsbrücke versuchte eine Gruppe mit einer Sitzblockade den Marsch der Kreuzträger zu stoppen. Polizisten trugen die Demonstranten zur Seite. Auch vor dem Landeskrankenhaus trennten die Polizisten die beiden gegensätzlichen Abtreibungsdemos voneinander. Insgesamt waren 100 Polizisten im Einsatz, sagte Polizeisprecherin Wenzl zum Standard.

In den vergangenen Jahren sorgten die Demonstrationen immer wieder für Aufregung. Wie der Standard berichtete, wurden im Vorjahr zwei Schüler bei der Demo festgenommen und wegen Verhetzung angezeigt, weil sie ein Plakat mit dem Slogan "Hätte Maria abgetrieben wärt ihr uns erspart geblieben" hochhielten. 2013 wurden 20 Abtreibungsgegner und -befürworter festgenommen. (Stefanie Ruep, 25.07.2015)