Er hallt irgendwie ungut nach, der Satz, den neulich jemand zu mir gesagt hat. Nicht nur gesagt, sondern mir förmlich hinterhergeschmissen hat. "Du", wurde da gedroht, "das weißt du schon: Das wird im Alter nicht besser!" Bam. Ja, eh. Ist mir schon klar. Aber umgekehrt gefragt: Was bitte wird denn im Alter wirklich besser? Okay, jetzt kommen mir gleich wieder die einen mit dem Wein und die anderen, die das in irgendwelchen Zeitschriften gelesen haben und dann steif und fest behaupten, dass nicht nur der Wein mit zunehmendem Alter besser wird, sondern auch der Sex. Intensiver, vertrauter und so weiter.

Empfindliche Mimosen

Aber das sind doch alles nur maue Ausreden dafür, dass es halt grundsätzlich eher bergab geht. Mit vielem. Mit dem Sehen, Gehen und Stehen, auch und sowieso mit den Drugs und dem Rock 'n' Roll. Die Wehwehchen werden mehr, die eigenen Neurosen und Psychosen schlimmer, die gegenseitigen Animositäten erst recht. Empfindliche Mimosen sind wir geworden, die ihr Geld, um das wir auch immer mehr Angst haben, brav zur Therapie tragen, weil wir abwechselnd oder gleichzeitig enttäuscht sind von den eigenen Eltern, den Kindern, den Partnern – von den eigenen Freunden sowieso.

Gut gereifter Wein

Aber können wir nicht gleich einpacken, wenn wir jetzt schon beständig daran arbeiten (und glauben), dass im Alter alles immer schlimmer wird? Stellen wir also den Koffer, vollgepackt mit diesen üblen Vorsätzen, einmal kurz beiseite wie ein Stück hochexplosives unbeaufsichtigtes Flughafengepäck und gehen wir einfach ohne ihn weiter. Trinken wir ein Glas gut gereiften Bordeaux auf unser Vorhaben und denken wir an die Reisen, die noch vor uns liegen.

Beige Pensionisten

Erinnern Sie sich an die letzte Pensionisten-Urlaubstruppe, top ausgerüstet in beige-farbener, aber sündteurer Funktionskleidung, der Sie begegnet sind beim Wandern oder Radfahren, im ICE oder am Flughafen, in pittoresken Altstädten oder auf Aussichtsplattformen – und erinnern Sie sich daran, wie fröhlich die waren? Eben. Bis dahin haben wir noch ein Stückchen Weg vor uns. Vielleicht ist der Weg das Schlimme. Und dann wird alles besser. Ja, eh. Im wirklichen Alter dann. (Mia Eidlhuber, 26.7.2015)