Hamburg – Embedded Journalism, aber richtig: Ein irritierter Absatz im "Spiegel" zum Interview mit Griechenlands Exfinanzminister beschäftigte deutsche Mediendienste seit dem Wochenende. Ergebnis der Recherchen: Yanis Varoufakis Wohnung kann dieser Tage durchaus als Medienpensionat gelten.

Die Redakteure des "Spiegel" wollen während ihres Interviews einen "Stern"-Journalisten in der Nähe der Zimmertür entdeckt haben, sie merkten das am Rande ihres Interviews an. Wollte der "Stern"-Mann gar lauschen, was die Kollegen mit Varoufakis bereden? Der Kollege sei "praktischerweise" gleich für mehrer Nächte bei Varouvakis eingezogen – "mehr Nähe geht nicht", ätzte der "Spiegel'".

Die Kollegen vom deutschen Branchendienst Meedia fragten beim "Stern" nach. Erkenntnis 1: "Stern"-Interviewer Arno Luik war der ungenannte Kollege von der Konkurrenz. 2: "Stern"-Chefredakteur Christian Krug weist jegliche Lausch-Ambition kategorisch zurück. 3: Varoufakis habe Luik wegen schwieriger Terminplanung eingeladen, bei ihm zu nächtigen und das Gespräch in Etappen zu führen, wenn gerade Zeit ist. Neun Gespräche wurden daraus laut Krug, und beim "Spiegel"-Interview wäre Luik nur noch für ein Gespräch mit Varoufakis Frau in der Wohnung gewesen. Und gerade am Gehen gewesen, als er dem "Spiegel"-Kollegen über den Weg lief. (red, 27.7.2015)