Der als heißer Börsenkandidat gehandelte Internetportalbetreiber Scout24 will sein Geschäft rund um Anzeigen für Immobilien und Autos auf mittlere Sicht mit Zukäufen voranbringen. Konzernchef Greg Ellis hält das Unternehmen für gut finanziert, um zunächst aus eigener Kraft zu wachsen und später auch auf Einkaufstour gehen zu können.

"Vorrang haben für uns Übernahmen in den sieben Ländern, wo wir derzeit tätig sind", sagte Ellis der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Montag veröffentlichten Interview. Mittelfristig kann er sich auch ein Engagement außerhalb von Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, Spanien, Belgien und den Niederlanden vorstellen. Im Fokus seien Zukäufe im Auto- und Häusermarkt, wo das Münchener Unternehmen mit AutoScout24 und ImmobilienScout24 wichtige Standbeine hat.

"Es ist kein Geheimnis, dass die Aktienmärkte gut laufen und dass digitale Assets gut bewertet sind"

Die im Besitz von Finanzinvestoren und der Deutschen Telekom befindliche Scout24 könnte selbst auch zum Übernahmekandidaten werden. Insidern zufolge hat der Fernsehsender ProSiebenSat.1 Interesse an dem Betreiber des Anzeigenportals, um sein Digitalgeschäft zu stärken. Allerdings wollen die Eigner von Scout24 im Herbst ihre Börsenpläne wieder aufnehmen, wie Reuters jüngst erfahren hatte. Ellis hielt sich hierzu bedeckt. "Unser Ziel ist es, das Potenzial der Firma zu heben und weiter zu wachsen – unabhängig von der Eigentümerstruktur." Die Entscheidung zu einem Börsengang liege bei den Eignern. "Es ist kein Geheimnis, dass die Aktienmärkte gut laufen und dass digitale Assets gut bewertet sind", sagte Ellis.

Die Deutsche Telekom hatte 70 Prozent an Scout24 Ende 2013 für 1,5 Mrd. Euro an den US-Investor Hellman & Friedman verkauft, der auch den Rivalen Blackstone mit ins Boot geholt hatte. Ein erster, unerwartet schneller Anlauf, Scout24 an die Börse zu bringen, war im Herbst 2014 wegen der skeptischen Aufnahme der Internetfirmen Rocket Internet und Zalando wieder gestoppt worden. Damals wollte Hellman & Friedman zunächst ein Viertel der Anteile platzieren und hatte sich eine Bewertung von 2,0 bis 2,5 Mrd. Euro vorgestellt.

"Die entscheidende Umstrukturierung ist abgeschlossen"

Ellis hat seit dem Amtsantritt im April 2014 die Führungsmannschaft umgebaut und auch aus Kostengründen die Strukturen verschlankt. "Die entscheidende Umstrukturierung ist abgeschlossen", sagte der 53-Jährige. Die Tochter ImmobilienScout24 ist mit gut zwölf Millionen Nutzern monatlich Branchenführer in Deutschland, AutoScout24 hinter der Plattform Mobile.de die Nummer Zwei, in Europa jedoch der Platzhirsch. Die Scout24-Gruppe mit ihren rund 1.000 Mitarbeitern steigerte den Umsatz 2014 aus dem fortgeführten Geschäft um 11 Prozent auf 340 Mio. Euro.

Beim Immobiliengeschäft will Ellis Kunden vor allem zusätzliche Dienstleistungen anbieten, die über die reine Anzeige hinausgehen. "Im Idealfall wollen wir dem Kunden künftig sagen können: Wir helfen Dir, ein Haus zu finden, wir können Dir helfen, es zu kaufen und dann können wir all Deine Dienstleistungen rund um Finanzen, Energie, Telekommunikation und Versorgung vernetzen, bis Du eingezogen bist." (APA, 27.7. 2015)