Fieberbrunn hat in den vergangenen Julitagen Leute gesehen, die sonst nicht dorthin kommen: Der Art Directors Club of Europe (ADCoE) sandte seinen Nachwuchs zur Inspiration – und zum Arbeiten. Der "Creative Express". Es muss nicht immer Berlin oder Barcelona sein.

Nach Amsterdam, Barcelona und München machte der "Creative Express"heuer in Fieberbrunn Station
Foto: Ziska Thalhammer

Rund 30 Jung-Kreative, Grafiker, Architekten, Texter, Filmemacher aus England, Russland, Deutschland, Spanien, Italien, Litauen, Finnland, eben aus ganz Europa reisten an, um neue Wege in der Kommunikation zu diskutieren und auch gleich anzuwenden. Die Teilnehmer werden vom ADCoE nominiert, einem Verband von Kreativ-Clubs in knapp 20 europäischen Ländern.

Geografisch folgerichtig das Briefing für die Arbeitstage in den Bergen: Ideen für den Brenner Basistunnel. Ein 64-Kilometer-Projekt, seit einem Jahr im Bau, eines der wichtigsten Verkehrsprojekte Europas. Ebenso wichtig wie unbekannt. Dafür aber zehn Millarden "teuer".

Nach einem halben Tag in ihrer Gondel, einer Nacht zum Ausarbeiten und einem weiteren halben Tag in 1.600 Metern Höhe präsentierten die jungen Teilnehmer die Konzepte.

Ausarbeitung der Ideen für den Brenner Basistunnel und das Bier so....
Foto: Ziska Thalhammer
...oder so...
Foto: Ziska Thalhammer
...oder eben so.
Foto: Ziska Thalhammer

Darunter einfache Lösungen wie ein Funkspot, in dem ein Zugbegleiter die Passagiere in Innsbruck begrüßt und beinahe übergangslos wieder in Italien verabschiedet. Eine überzeugende Demonstration, wie man schnell in Zukunft durch die Alpen reist. Eine andere, bild-fokussierte Kampagne zitierte die berühmte Spaghetti-Szene aus "Susi und Strolchi". Europäer unterschiedlicher Nationalität genießen gleichzeitig die Nudel oder eine Bratwurst oder ein Grissini, ein Baguette von den beiden Enden. Eine komplexere Idee vergleicht das Tunnel-Projekt mit der Mars-Mission und erklärt die Tunnel-Arbeiter zu Super-Heroes.

Eine andere Idee schlägt vor, den Tunnel tatsächlich auf die Schiene zu bringen. Ein "Moving Tunnel" kompletter Zug wird dafür außen wie die Landschaft zu gestalten, die der Tunnel durchbohrt. Innen dagegen erlebt man den Tunnel-Bau vom Anfang bis zur Fertigstellung. Als Installation. Emotional nähert sich das Konzept einer Love-Story. Kern der Geschichte ist ein junges Pärchen, das eine Fernbeziehung führt. Mit den entsprechenden Komplikationen. Kommuniziert durch eine eigene TV-Serie ebenso wie über diverse Social-Media-Kanäle. Happy End ist mit der Fertigstellung des Bauwerks.

Eine besonders clevere Kampagne wäre "Der Tunnel macht Träume wahr". Für die Röhren wird mehr Material aus dem Berg geholt als acht Cheops-Pyramiden fassen würden. Der Brenner Basis Tunnel bietet an, mit diesem Material Träume zu verwirklichen, zu bauen. Etwa ein Skateboard-Labyrinth, einen Vogel-Beobachtungsturm oder einfach ein Victory-Denkmal.

Das zweite Briefing kam für Bierwerbung von der lokalen Brauerei "Huber Bräu", die auch als Sponsor mit am Start war. "Das Ziel ist nicht, hier tatsächlich Kampagnen zu entwickeln, die tatsächlich umgesetzt werden. Fänden wir zwar lustig, aber eher am Rande.

Europäisch überzeugt

Der Creative Express soll in erster Linie den jungen Leuten, aber auch der gesamte Branche zeigen, dass Kreativität grenzenlos ist. Dass überall verblüffende Talente entdeckt werden können. Und sollten. Dass das grenzenlose Europa eine fantastische Einrichtung ist, die man einfach nutzen muss", schwärmt Mitinitiator Tom Jank über das auch EU-geförderte Projekt. (red, 27.7.2015)