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Vielen Kindern setzt die Reisekrankheit zu.

Foto: APA / Julia Otto

Wien – Eigentlich freut man sich schon seit Wochen auf den lang ersehnten Urlaub. Eigentlich. Wäre da nicht die lästige Hinreise, die im wahrsten Sinne des Wortes bereits krank macht: reisekrank. Jeder zehnte leidet unter dem mulmigen Gefühl. Besonders stark betroffen sind Kinder.

Wenn der panische Ausruf "Mama, Papa, mir ist schlecht!" vom Rücksitz des Autos kommt, ist es oftmals schon zu spät. "Eine richtige Vorbereitung kann aber helfen", weiß Kinderarzt Martin David. "Wenn einem Kind leicht schlecht wird, sollte es nur eine Kleinigkeit zum Frühstück essen. Vielleicht nur ein trockenes Weißbrot mit Tee zu sich nehmen; anstelle von Müsli und Kakao."

Körper wie vergiftet

Auslöser der Reiseübelkeit sind widersprüchliche Informationen über Lage und Bewegung des eigenen Körpers. Schweißausbrüche, Übelkeit, Erbrechen sind oft die Folgen. "Wenn Kinder sehr empfindlich sind, ist es wichtig, dass sie am Beifahrersitz sitzen. Kinder schauen sonst eher ins Innere des Autos, anstatt aus dem Fenster", sagt David. Prinzipiell sollten Kinder, wenn ihnen leicht übel wird, im Auto nicht lesen oder mit dem Handy spielen.

Alt und Jung immun

Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren leiden besonders unter der Reisekrankheit. Da bei Babys der Gleichgewichtssinn noch nicht vollständig ausgeprägt ist, sind Sinneskonflikte für Kleinkinder alltäglich. Bei ihnen stuft das Gehirn die unterschiedlichen Reize noch nicht als Bedrohung ein. Auch Menschen über 50 profitieren von ihrem Alter. Denn durch den Alterungsprozess ist die Wahrnehmung nicht mehr so fein ausgeprägt und damit auch die Reiseübelkeit Geschichte.

Tipps gegen Übelkeit

Für all jene, die aber beim Gedanken an eine Auto- oder Schiffsfahrt schon Schweißausbrüche bekommen, empfiehlt sich die Einnahme von Ingwer, Pfefferminze und Kamille, als Zuckerl, Tee oder Pflanze. Auch Akupressurbänder auf den Handgelenken können helfen, die Übelkeit in den Griff zu bekommen. Zusätzlich sind Reisekaugummis und Medikamente in Apotheken erhältlich.

Man kann sich und seinen Körper aber auch auf natürliche Weise austricksen. "Wenn man schläft, ist das Bewusstsein bis zu einem gewissen Grad ausgeschaltet und somit wird auch die Wahrnehmung des Gleichgewichts nicht erlebt", sagt Kinderarzt Martin David. Insofern lohnt es sich eine längere Fahrt mit Kindern bei Nacht anzutreten, zumal die Straßen zu dieser Zeit auch weniger befahren sind und die Autofahrt somit schneller und ruhiger sein kann.

Nicht schämen

Wenn alle Vorbereitungen vergebens waren, kann ein leeres bereitliegendes Sackerl zumindest unangenehme Gerüche verhindern. Aber auch wenn es mal ganz danebengeht, muss sich niemand schämen. Denn die Übelkeit macht weder vor Zeit noch Raum halt. So fanden Forscherinnen und Forscher heraus, dass Fische im Weltraum reisekrank werden können. Und auch "Legenden" sollen erkrankt sein: Gerüchten zufolge plagte Lawrence von Arabien die Reisekrankheit. Auslöser bei ihm war aber nicht das Auto, sondern der schaukelnde Gang seines Kamels. (Sophie-Kristin Hausberger, 28.7.2015)