Wien – Novomatic ist drauf und dran, seine Marktmacht am heimischen Glücksspielmarkt weiter auszubauen. Wie berichtet ist man mit der zur Raiffeisengruppe gehörenden Leipnik-Lundenburger und der MTB-Privatstiftung grundsätzlich handelseins, 28 Prozent an der Casinos Austria AG (Casag) zu übernehmen.

Am Dienstag gab die Uniqa bekannt, ihren Anteil von 11,4 Prozent ebenfalls zu verkaufen. Die Niederösterreicher bemühen sich aber noch um weitere Anteile, sodass nicht unwahrscheinlich ist, dass der Konzern von Johann Graf bald mehr als 50 Prozent an der Casag hält.

Megadeal

Was dabei bisher wenig beachtet wurde: Novomatic würde nicht nur zum zentralen Player beim Kasinogeschäft aufsteigen. Mit dem Megadeal könnten die Gumpoldskirchner auch wieder massiv ins Automatenglücksspiel in Wien einsteigen.

Wie das möglich ist? Schließlich ist in der Bundeshauptstadt seit Jahresbeginn ein Verbot des kleinen Glücksspiels (maximal zehn Euro Einsatz) in Kraft. Hintergrund ist eine Sonderregelung im Glücksspielgesetz. Mit der Lotterie-Konzession (es gibt nur eine in Österreich) dürfen die Lotterien auch sogenannte Video-Lotterie-Terminals (VLTs) aufstellen. Im Grunde handelt es sich um ganz normale einarmige Banditen. Der einzige Unterschied: Der Zufallsgenerator befindet sich nicht im Automaten, sondern auf einem zentralen Server.

Das kleine Glücksspiel ist seit 1. Jänner in Wien verboten.
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Landesgesetze gelten nicht

Die Landesgesetze für kleines Glücksspiel gelten für diese VLTs also nicht. Österreichweit betreiben die Lotterien an 14 Winwin-Standorten bereits 645 Automaten. Zwei weitere Niederlassungen werden noch heuer eröffnet, drei weitere wurden bereits beantragt.

Nach oben ist jedenfalls noch viel Luft. Theoretisch könnten die Lotterien österreichweit 5.000 Geräte aufstellen. Pro Standort sind maximal 50 erlaubt, es müssen nur gewisse Mindestabstände zu Kasinos und anderen Automatenhallen eingehalten werden.

2.000 Geräte in Wien möglich

Bei Gemeinden mit mehr als 500.000 Einwohnern (in Österreich ist das nur Wien) muss die Entfernung zu einem Kasino zumindest zwei Kilometer Luftlinie betragen, ansonsten sind es 15 Kilometer. Innerhalb von 300 Metern dürfen nicht zwei VLT-Outlets stehen, bei Kleinststandorten mit weniger als 15 Automaten reicht sogar eine Entfernung von 150 Metern. Allein in Wien könnten nach Branchenschätzungen also 1.500 bis 2.000 Automaten von den Lotterien aufgestellt werden.

Das Finanzministerium muss zwar Standortbewilligungen ausstellen, die Prüfung beschränkt sich aber auf die Einhaltung der formalen Voraussetzungen (Entfernung, Spielerschutz et cetera).

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Theoretisch könnten in Wien 1.500 bis 2.000 VLTs aufgestellt werden.
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Bisher nur im Einvernehmen

Bisher sind die Lotterien immer nur im Einvernehmen mit der Wiener Landespolitik vorgegangen. Aufsichtsrat und Ex-Bank-Austria-Chef Erich Hampel hat im Mai aber bereits einen ersten Anlauf für Automatensalons in Wien gestartet – scheiterte damit aber in den Gremien. Novomatic könnte nun diese Pläne reaktivieren. Wenn die Niederösterreicher die Mehrheit an den Casinos bekommen, werden sie auch bei den Lotterien das Sagen haben. Die gehören nämlich zu 68 Prozent den Casinos, 18 hält Novomatic mittlerweile direkt.

Die VLTs gehörten in den vergangenen Jahren jedenfalls zu den Wachstumsbereichen. Der Umsatz wurde von 458 Millionen Euro im Jahr 2012 auf zuletzt 635 Millionen gesteigert. Mit den Lotterien wäre Novomatic aber auch im Onlineglücksspiel auf der sicheren Seite. Auch dort gibt es nur eine legale Lizenz. Mit der Plattform win2day setzten die Lotterien zuletzt 1,2 Milliarden um. Der Bilanzgewinn der Lotterien lag bei 40 Millionen Euro. (Günther Oswald, 28.7.2015)