Das gute alte Band-T-Shirt ist nicht totzukriegen: Die Wiener Band Bilderbuch setzte für ihren Song "Maschin" auf ein eidottergelbes Design.

Foto: Paul Aidan Perry

Dieses Shirt hat sich das Grafikbüro Vier5 ausgedacht.

Foto: Vier5

Unkaputtbar, dieses T-Shirt. Wen wundert's? Die Short Message via Baumwollleiberl flutscht heute besser denn je. Grafisch bedruckte T-Shirts knacken den Zeitgeist und wissen mit Foto-Aufdrucken oder Schriftzügen Aufmerksamkeit zu erregen. Die ist bekanntlich knapp bemessen. Twitter, SMS, Whatsapp – knackige Kurzbotschaften beherrschen die alltägliche Kommunikation. Dass das Print-T-Shirt gerade sein Comeback feiert, ist eigentlich nur folgerichtig.

Dabei ist es alles andere als eine Neuerfindung. Eher schon bewährter Klassiker mit rund achtzig Jahren Druckgeschichte auf der Brust. Die ersten Print-T-Shirts? Wurden in den Dreißigern vom Football-Team der University of Southern California in Auftrag gegeben. Der Schriftzug "Property of USC" sollte den T-Shirt-Diebstahl unterbinden, machte das T-Shirt unter den Studenten allerdings noch begehrenswerter – bis heute.

Politik & T-Shirts

1948 entdeckte die Politik das Slogan-Shirt: Der republikanische Präsidentschaftskandidat, der New Yorker Governer Thomas E. Dewey, ließ im amerikanischen Wahlkampf seinen Kopf aufs Shirt drucken. Und das war erst der Anfang. Schnell wurde das T-Shirt als bewegliche Werbefläche entdeckt.

In den Fünfzigern vergab Disney die Lizenz für die Maus auf dem Shirt. In den Achtzigern hoben Designer wie John Galliano das ewig grinsende Smiley aufs Shirt. Gleichzeitig verschaffte sich Designerin Katherine Hamnett im weißen Oversize-Protest-Shirt mit dem Slogan "58% Don't Want Pershing" neben Premierministerin Margaret Thatcher Aufmerksamkeit. In den Neunzigern gingen ironische Marken-Dreher à la "Adihash" in Serie. Heute ruft Femen via Merchandise-T-Shirt: Fuck Patriarchy!

Einstiegsprodukt

Das bedruckte Shirt ist allerdings auch im modischen Segment wieder voll da. Für den Kunden funktioniert es als günstiges Einstiegsprodukt in eine Markenwelt, für ein Unternehmen bedeutet das bedruckte Stück Baumwolle eine hohe Gewinnspanne. Noch dazu liefert es im schnelllebigen Geschäft mit der Aufmerksamkeit starke Bilder. "Die Prints sind laut und plakativ geworden", beobachtet Michael Paul vom Stil-Laden, dem Sneaker Store im siebenten Wiener Gemeindebezirk. Subtile Motive seien am Verschwinden. Besonders beliebt seien Schriftzüge, oft würden Messages dem Gegenüber "geradezu ins Gesicht schreien." Das habe bei Marken wie Supreme oder Sixpack Tradition. Sie sind wie gemacht für die Generation Vice.

Band-Shirts

Dagegen wirken die jugendkulturellen und musikalischen Versatzstücke, die Raf Simons auf seine T-Shirts packt, nahezu altmodisch. Der Designer huldigt dem Prinzip des Bandshirts. Und mit dem wird heute nach wie vor Flagge gezeigt. Das funktioniert auch neben T-Shirt-Massenware à la Slayer-, Metallica, Guns N' Roses, made by H&M.

Für eine Band wie Bilderbuch ist das hauseigene Shirt, eine eidottergelbe Angelegenheit mit den aufgekritzelten "Maschin"-Schriftzügen, nicht nur Werbefläche und Imagesache. In Zeiten, in denen Plattenverkäufe als Einnahmequelle weitestgehend weggebrochen sind, erfülle das Bandshirt "natürlich auch eine finanzielle Funktion", so Bilderbuch-Manager Christoph Kregl. Außerdem gelte nach wie vor: "Ich als Fan will etwas Physisches in Händen halten."

Chance für Kleinstlabels

Im Musik- wie im Modebereich ist das eine Chance für Shirts von Kleinstlabels. Der Konzeptladen "Dover Street Market" macht es in London gerade vor: Er zeigt Grafik-Print-Shirts von großen Marken neben weitestgehend unbekannten Skaterlabels. Überhaupt sei vielen Labels gemein, dass sie nicht aus dem Modebereich, sondern oft urbanen Subkultur-Szenen, also Skate, Punk, Hip-Hop, entsprängen, so Michael Paul. Oder eben gleich von Grafikdesignern betrieben werden.

Das Konzeptlabel "Fun Time" hat sich der Grafiker Adrian Riemann ausgedacht. Dessen DNA: Schriftzüge allüberall. "Losers", "Trouble Makers", "Heartbreakers", Riemann und sein noch junges Label haben es damit sogar in den Pariser Konzeptstore Colette gebracht. Und das Grafikbüro Vier5, das einst den Auftritt der documenta 12 gestaltete, macht nebenher auch simple Männermode-Stücke: bunte Shorts, T-Shirts, Kimono-Jacken. Brandaktueller Schriftzug auf einem der Shirts: "Refugee" . Das sagt viel. Und auch wieder nichts. Und passt gut in eine Zeit, in der die Aufmerksamkeitsspanne bis zum nächsten Klick reicht. (Anne Feldkamp, Rondo, 3.8.2015)