Peking/Wien – Nach einer leichten Beruhigung der chinesischen Börsen am Dienstag läuft die Ursachenforschung für den Kurssturz zu Wochenbeginn auf vollen Touren. Die chinesische Regierung führt den Ausverkauf auf "bösartige Leerverkäufe" sowie einen "konzertierten Ausstieg aus Aktien" zurück. Ein Ermittlungsteam der Wertpapieraufsicht soll diesen Vermutungen nun nachgehen. Bei Leerverkäufen wetten Investoren auf fallende Kurse und beschleunigen die Abwärtsspirale zusätzlich.

Marktteilnehmer orten verringerte Stützungskäufe von staatlichen Institutionen als Ursache: "Die Behörden haben einen ungünstigen Zeitpunkt gewählt, um einen Testballon zu starten, ob die Stützungsmaßnahmen reduziert werden können", meint Tim Condon, Asien-Chefanalyst bei ING. "Die Stimmung ist angespannt."

Handel mittlerweile beruhigt

Dessen ist sich auch die chinesische Regierung bewusst, die zusätzliche Unterstützung für die Aktienmärkte zugesagt hat – etwa durch Käufe von staatlichen Behörden oder die Bereitstellung von Liquidität durch die Notenbank, die eine Zinssenkung in Aussicht gestellt hat. Das beruhigte am Dienstag den Handel, nach starken Schwankungen verlor die Börse in Schanghai bloß 1,7 Prozent, nachdem sie am Vortag noch um 8,5 Prozent eingebrochen war.

"Wenn es der Regierung nicht gelingt, das Vertrauen in die Märkte wiederherzustellen, wird China sein Wachstumsziel von sieben Prozent kaum erreichen", meint die australische ANZ-Bank. Auch die für Wirtschaftssteuerung zuständige Behörde bezeichnet die derzeitige Konjunkturdynamik als "unzureichend". (aha, 28.7.2015)