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Novomatic-Gründer Johann Graf pokert hoch.

Foto: APA/Novomatic

Ein etwas beleibter älterer Herr mit gepflegtem Dreitagesbart, der das Doppelkinn etwas kaschiert, die Hand an der leicht heruntergeschobenen Brille, über die seine blauen Augen unter buschigen Brauen einen strengen Blick werfen – wie ein Buchhalter, dem man kein X für ein U vormachen kann. So wirkt Johann Graf auf einem der wenigen von ihm veröffentlichten Fotos. Und nicht wie ein Mann, der in jungen Jahren seinen Beruf an den Haken hängte und zu einem der reichsten Männer Österreichs avancierte.

Der Einstieg seines Glücksspielkonzerns Novomatic in die Casinos Austria AG dürfte dem 69-Jährigen nicht nur unternehmerisch eine Genugtuung sein. Angesichts der rasanten Ostexpansion nach der Wende ließ der langjährige Casinos-Chef Leo Wallner immer wieder unterschwellig Zweifel an der Seriosität des Rivalen anbringen.

Graf führt wie viele seiner Mitmilliardäre ein äußerst zurückgezogenes Leben. Reiche Menschen werden nicht gern angeschnorrt, wollen wie jeder um ihrer selbst willen geliebt werden. Wenn man aber in einer Branche sein Vermögen verdient, die "Glück" in Form von Geld verspricht, aber Pechvögel auch tief ins finanzielle Unglück stürzen kann, hat man nicht nur Freunde. Ein schlechtes Gewissen habe er nicht, zitierte ihn das Magazin "Trend". Ein Weinbauer habe ja auch keine Gewissensbisse, nur weil er Wein mache.

Für andere ist er Vorzeigeunternehmer mit Tellerwäscher-Romantik: aufgewachsen bei den Großeltern in einer Zimmer-Küche-Wohnung mit Klo auf dem Gang in Wien-Döbling. Die Eltern schufteten in ihrer Fleischhauerei in Perchtoldsdorf. Auch wenn er es mit 23 Jahren zum jüngsten Fleischhauermeister Österreichs brachte, Borstenvieh und Schweinespeck waren nicht sein Lebenszweck. Mit 50.000 Schilling (3600 Euro) Startkapital begann er mit einem Bekannten, Flipperautomaten zu importieren: ein Geschäft, aus dem 1980 die Novomatic hervorgegangen ist.

Nicht nur als Geschäftsmann zeigte er ein glückliches Händchen. Die Politik ist bei Novomatic auf allen Ebenen an Bord. EU-Kommissar und Exwissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) kommt aus dem Novomatic-Stall in Gumpoldskirchen, Exinnenminister Karl Schlögl (SPÖ) dockte nach der Politkarriere dort an. 2003 wurde dem Vater dreier Söhne von Bundespräsident Thomas Klestil (ÖVP) der Ehrentitel Professor verliehen. So nennen ihn seither seine Mitarbeiter. (Karin Tzschentke, 28.7.2015)