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Ajax-Legende Frank de Boer kehrt an die Stätte seines größten Triumphes zurück.

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Auch gegen Ajax soll die harmonische Rapid-Offensive um Robert Beric (li.) und Florian Kainz wieder Grund zum Jubeln haben.

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Wien – Zoran Barisic beschreibt den Gemütszustand von Rapid so: "Hungrig, willig, ehrgeizig, großes Herz." Es herrsche ein kollektives Kribbeln vor dem Spiel gegen Ajax Amsterdam, das am Mittwoch (21.05, live in ORF 1 und im derStandard.at-Ticker) in Wien steigt. "Ein positiv angespanntes Kribbeln." Für so ein Ereignis ist Barisic Trainer, sind Steffen Hofmann und Co Fußballer geworden, die Qualifikation zur Champions League gehört gewiss nicht zum Hütteldorfer Alltag. Mittelfeldspieler Thanos Petsos sagt: "Das ist einfach geil."

Das Happel-Stadion wird ausverkauft sein, ein paar Restkarten sind zu haben, 45.000 Zuschauer kommen, nur 800 davon aus Amsterdam. Sportdirektor Andreas Müller, dessen Kribbeln spätestens bei Anpfiff in ein Zittern übergehen wird, sieht in der Kulisse einen immensen Vorteil: "Das ist nicht der zwölfte Mann, sondern auch der 13. und 14." Worauf es zusätzlich ankommen wird? "Wir brauchen Überzeugung, Disziplin und Fantasie. Wir müssen sie merken lassen, dass wir ihnen in jeder Sekunde an jeder Stelle weh tun können."

Rapid und Ajax weisen durchaus Gemeinsamkeiten auf. Die Tradition, den Zulauf, die nationalen Erfolge (32 zu 33 Meistertitel), den Willen, das Spiel zu gestalten. Beide legen Wert auf Ballbesitz, über die Flügel wird Druck erzeugt. Wobei die Niederländer seit ewig ein 4-3-3-System praktizieren. Bälle werden nur in höchster Not weggedroschen. Petsos, der es beim 3:0 gegen Ried auf 126 Ballkontakte gebracht hat, geht von "50 zu 50 Prozent" Ballbesitz aus. Gegen Ried waren es 79 Prozent, aber dieser Vergleich ist absolut unzulässig, weil blöd.

Ajax hat 1995 die Champions League gewonnen. Es geschah am 24. Mai in Wien, der AC Milan wurde 1:0 geschlagen. Der 45-jährige Frank de Boer, seit 2010 Trainer und ein Urgestein des Klubs, kehrt an die Stätte seines größten Erfolges als Kicker zurück. "Die Erinnerungen werden hochkommen, das war wirklich ein wunderbares Erlebnis."

Kleine Schwächen

De Boer sagte, dass Ajax bereit sei. "Wir haben großen Respekt vor dem Gegner, sind gut vorbereitet. Rapid hat eine sehr starke, ausgeglichene, komplette Mannschaft." Nona erinnert er sich noch gut an die Salzburger. Im Sechzehntelfinale der Europa League im Februar 2014 (1:3, 0:3) habe man "viel zu offen gespielt, oft den Ball verloren", aber "Rapid ist nicht Salzburg".

Sollte de Boer den österreichischen Fußball je unterschätzt haben, hat sich das wohl erledigt. Für Barisic sind die Folgen überschaubar. "Ajax hatte eine andere Mannschaft, Salzburg war auch ganz anders." Von damals dürfte gegen Rapid lediglich Davy Klassen in der Startelf stehen.

Die niederländische Liga beginnt erst am 8. August, das könnte laut Barisic ein kleiner Wettbewerbsvorteil sein. "Oder auch nicht, das weiß man nachher. Sie haben auch Schwächen, allerdings sehr wenige." Ajax bringt es auf einen Altersschnitt von nicht einmal 21 Jahren, Rapid ist zwar auch jung, im Vergleich aber steinalt (25). Entscheidend werde das, so Barisic, nicht sein. "Junge Leute sind weniger erfahren, dafür rennen sie schneller." Ajax hatte in der abgelaufenen Meisterschaft als Zweiter 17 Zähler Rückstand auf Eindhoven. Die Mannschaft ist permanent im Umbau, beliefert, obwohl selbst nicht gerade klein, jene europäischen Topklubs, die das Geld abgeschafft haben. Angeblich wird Goalie Jasper Cillessen (Marktwert elf Millionen Euro) heftig von Manchester United umworben. Er könnte, damit er von den Engländern später im Europacup eingesetzt werden kann, nur auf der Bank sitzen.

Das Rückspiel findet am 4. August statt. Die Amsterdam-Arena wird übrigens auch ausverkauft sein. Barisic: "Das Kribbeln wird dort fortgesetzt." (Christian Hackl, 28.7.2015)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zur Fußball-Champions-League-Qualifikation am Mittwoch – 3. Runde, Hinspiel:

SK Rapid Wien – Ajax Amsterdam (Wien, Ernst-Happel-Stadion, 21.05 Uhr/live ORF eins, SR William Collum/SCO)

Rapid: Novota – Auer, Sonnleitner, M. Hofmann, Stangl – Petsos, Schwab – Schobesberger, S. Hofmann, F. Kainz – Beric

Ersatz: Strebinger – Dibon, Schaub, Huspek, Grahovac, Nutz, Tomi, Alar, Prosenik, Schimpelsberger

Es fehlen: Schrammel (Kreuzbandriss), Kuen (Kreuzbandriss), Pavelic (Innenbandeinriss)

Ajax: Cillessen/Boer – Tete, Veltman, Riedewald, Dijks – Bazoer, Klaassen, Sinkgraven – El Ghazi, Milik, Fischer

Ersatz: Boer/Cillessen/Onana – Van Rhijn, Heitinga, Viergever, Gudelj, Schöne, Sanogo

Es fehlt: Younes (verletzt)

Fraglich: Cillessen (Wadenprobleme)

Rückspiel: Dienstag, 4. August (20.15 Uhr) in Amsterdam (Amsterdam ArenA) – der Aufsteiger steht im Play-off der Champions League, der Verlierer steigt ins Play-off der Europa League um.