Nach dem Vorbild der neu eröffneten Griesgasse will die Stadt nun auch die Straßen bis zum Neutor gestalten. Im Herbst soll ein erstes Konzept vorliegen.

Eine neue Pflasterung und dass alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind soll die Autofahrer zum Umdenken bringen.

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Salzburg – Die Neugestaltung der Griesgasse an der linken Salzachseite der Salzburger Altstadt ist nun endgültig abgeschlossen. Mit 2,18 Millionen Euro wurde diese fast zur Begegnungszone umgebaut. Nur fast, da die O-Busse in der Gasse immer noch Vorfahrt haben und somit nicht alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind. Deshalb heißt sie nun Flaniermeile. Die Altstadtkaufleute geben zur Eröffnung Freitag und Samstag ein Fest, inklusive Live-Musik, Tanzvorstellung, Bademodenschau und Rabatte in den angrenzenden Geschäften.

Bei den Salzburger Stadtgrünen, der Bürgerliste, ist man weniger in Feierlaune. Denn die Umgestaltung der Griesgasse bringt auch einen verkehrspolitischen Dauerbrenner wieder aufs Parkett: die Diskussion über eine Durchfahrt für den Individualverkehr vom Neutor bis zur Staatsbrücke. Verkehrsstadtrat Johann Padutsch (Bürgerliste) sah die Baustelle in der Bürgerspitalsgasse, die wegen einer Kanalerneuerung notwendig wurde, schon im April als einmalige Chance, um den Durchzugsverkehr endgültig aus der Altstadt zu verbannen. Sein Vorschlag: das Neutor für alle, die ihr Ziel zwischen Hanusch- und Herbert-von-Karajan-Platz haben, wieder zu öffnen inklusive Wendemöglichkeit am Anton-Neumayr-Platz, die Durchfahrt aber nicht mehr zu ermöglichen.

Begegnungszone rund um die Fußgängerzone

Gescheitert ist das Vorhaben erneut an der Ablehnung von SPÖ, ÖVP, Neos und den Altstadtkaufleuten. "Die Mehrheit des Gemeinderates wollte nicht. Die tun nur noch, was der Altstadtverband sagt", sagte Padutsch im Gespräch mit dem Standard.

Nun gibt es andere Pläne für die linke Altstadtseite. Derzeit spreche man darüber, die Begegnungszone bis zum Neutor auszudehnen, ließ Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) am Mittwoch über seinen Stellvertreter Bernhard Auinger ausrichten. Gleichzeitig betonte Auinger, die SPÖ werde nicht für eine Sperre des Neutors zur Verfügung stehen, aber für eine Verkehrsberuhigung. Diese soll nun über eine neue Oberflächengestaltung der Straße, ähnlich wie in der Griesgasse, gelingen. Baustadträtin Barbara Unterkofler (Neos) will im Herbst ein Konzept vorlegen. Die Umsetzbarkeit hänge natürlich vom Budget ab.

Autos geduldet, aber nicht gewünscht

"Damit signalisieren wir dem Autoverkehr: Du wirst geduldet und nicht gewünscht", betonte Vizebürgermeister Harald Preuner (ÖVP). Durch die Oberflächengestaltung sowie die gleichzeitige Mitbenützung der Fahrbahn durch Fußgänger lasse sich automatisch eine weitere Reduktion der Durchfahrten erzielen, meinte Preuner. "Ich befürchte, Preuner hat in diesem Punkt unrecht. Die Achse durch die Altstadt ist für die Autofahrer trotzdem so attraktiv, dass man die geringere Geschwindigkeit in Kauf nimmt", sagte Verkehrsstadtrat Johann Padutsch. Er begrüße zwar prinzipiell die weitere Neugestaltung, es sei aber eine Frage der Verkehrssicherheit, ob auf den engen Straßen eine Begegnungszone wünschenswert sei.

Mit der Sanierung ändert sich auch die Streckenführung der O-Busse. Fünf Busse, die bisher von Mülln kommend eine Schleife über die Griesgasse zum Hanuschplatz machten, werden künftig über den Franz-Josef-Kai direkt zum Hanuschplatz fahren und dadurch eine Bushaltestelle auslassen. Bürgerlisten-Gemeinderat Bernhard Carl wirft den Altstadtkaufleuten und der Salzburg AG "Kundenvertreibung" vor. Zwischen Bärenwirt und Hanuschplatz ergebe sich damit ein "absolut unzumutbarer Haltestellenabstand" von 900 Metern, durchschnittlich betrage dieser Abstand in Salzburg 300 bis 350 Meter.

Padutsch will Park statt Parkplätze

Mittendrin in der verkehrspolitischen Diskussion steht auch die Erweiterung der Mönchsberggarage um 700 Stellplätze. Die Stadtgrünen blieben mit ihrem Widerstand gegen den Ausbau politisch alleine. Der Baubeginn ist dennoch noch nicht absehbar. Abzuwarten bleibt ein Verfahren beim Verwaltungsgerichtshof, ob eine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig ist. Gleichzeitig müsse das Räumliche Entwicklungskonzept (REK) der Stadt eingehalten werden, gibt Padutsch zu bedenken. Und das verlange, dass bei der Errichtung von Garagenplatzen eine adäquate Anzahl an Parkplätzen an der Oberfläche verschwinde. Im Gegenzug könnten die 80 Stellplätze am Rotkreuz-Parkplatz am Franz-Josef-Kai zu einem Park umgewandelt werden, schlägt Padutsch vor.

Harald Preuner hält von diesem Vorschlag freilich wenig. In den letzten 20 Jahren hätte die Mönchsberggarage ohnehin 200 Stellplätze verloren, weil die Autos breiter wurden. (Stefanie Ruep, 30.7.2015)