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Bei dem gefundenen Wrackteil ...

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... könnte es sich um das Flaperon, also eine Art Steuerruder ...

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... der im März 2014 verschollenen Maschine des Flugs MH370 ...

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Übersicht.

Grafik: APA
  • Wrackteil an der Küste von La Réunion am Mittwoch gefunden
  • Fundstück könnte Teil der verschollenen Boeing 777 des Malaysia-Airlines-Fluges MH370 sein
  • Flugzeug verschwand am 8. März 2014 mit 239 Passagieren an Bord auf dem Weg nach Peking
  • Das Wrackteil, bei dem es sich möglicherweise um eine Flügelklappe handelt, soll zur Untersuchung nach Frankreich gebracht werden
  • Weiter keine Hinweise darauf, wo sich der Rumpf der Maschine befindet – Australien setzt Suche im Indischen Ozean fort

Paris – Nach 16 Monaten erfolgloser Suche wurde nun möglicherweise ein Wrackteil der im März 2014 verschollenen Maschine des Flugs MH370 von Malaysia Airlines gefunden. Das rund zwei Meter lange Stück wurde am Mittwoch im Osten der französischen Insel La Réunion im Indischen Ozean an der Küste bei Saint-André gesichtet.

The Star Online / Youtube

Fundort

Die Boeing 777 war am 8. März 2014 mit 239 Menschen an Bord auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking spurlos verschwunden. Die Suchaktionen, die von Australien geleitet werden, konzentrierten sich auf ein riesiges Gebiet im südlichen Indischen Ozean. La Réunion liegt im westlichen Teil des Ozeans etwa 700 Kilometer vor der Küste Madagaskars. Der Fundort passt nach Angaben Australiens zu dem Gebiet, in dem nach dem verschwundenen Flugzeug gesucht wird. Ozeanographen halten eine Verdriftung von Wrackteilen über große Entfernungen wegen der Meeresströmungen für wahrscheinlich.

Auf der Insel Réunion wurde das Wracktteil gefunden.

Spekulationen und Skepsis

Ein Sprecher der französischen Flugunfallbehörde BEA erklärte, noch sei unklar, ob das Flugzeugteil zu der vermissten Boeing 777 gehört. Die Fluggesellschaft Malaysia Airlines zeigte sich ebenfalls zurückhaltend: "Im Moment wäre es für die Airline zu früh, über die Herkunft des Objekts zu spekulieren", hieß es am Donnerstag aus Kuala Lumpur. Der malaysische Ministerpräsident Najib Razak hält es hingegen für "sehr wahrscheinlich", dass die Flügelklappe von einer Boeing 777 stamme. Erste Informationen deuteten darauf hin, schrieb Razak am Donnerstag auf seiner Facebook-Seite, ohne Details zu nennen.

Gleichzeitig aber warnte er vor vorschnellen Schlüssen: Ob das Stück tatsächlich von dem seit 16 Monaten vermissten Flug MH370 stamme, müsse erst noch geprüft werden, erklärte er. Es habe schon zu häufig "falschen Alarm" gegeben.

Mehr als ein Jahr

Auch Verwandte von chinesischen Passagieren des vermissten Flugzeuges äußerten sich skeptisch über den Fund. Viele fürchten, es sein ein weiteres Gerücht und warten auf eine offizielle Bestätigung: "Wir wollen keine Informationen, die nur zu 99 Prozent gesichert sind, sondern eine offizielle, hundertprozentige Bestätigung."

Australiens Verkehrsminister Warren Truss dämpfte die Hoffnungen, mit Hilfe des am Mittwoch angeschwemmten Trümmerteils rasch den Absturzort und damit den Rumpf der Maschine ausfindig machen zu können. "Wenn es von MH370 stammt, hat dieses Wrackteil mehr als ein Jahr im Wasser getrieben. Das ist nicht sehr hilfreich beim Versuch herauszufinden, wo das Flugzeug genau ist", sagte er vor Journalisten. Allerdings deuteten die Strömungsmodelle darauf hin, dass man im richtigen Gebiet suche.

Fundstück

Experten zufolge könnte es sich bei dem Fundstück um ein Flaperon handeln. Der Begriff aus der Luftfahrzeugtechnik bezeichnet eine Flügelklappe, die gleichzeitig als Querruder und Wölbklappe arbeitet. Das Stück ist in der Regel sehr leicht und schwimmfähig. Beim Aufprall neigt es dazu, sich vom Rest des Flügels zu trennen. Querruder werden bei Kurvenflügen genutzt, die Klappen vor allem beim Landen.

Das Fundstück war Augenzeugen zufolge mit Muscheln besetzt, dürfte also längere Zeit im Wasser gelegen haben. Sollte sich herausstellen, dass es von einer Boeing 777 stammt, wäre gesichert, dass es sich um ein Wrackteil der MH370-Maschine handelt: Sie ist derzeit die einzige vermisste Boeing 777.

Denkbar ist auch, dass das Wrackteil zu einem Airbus der Fluggesellschaft Yemenia gehört, der 2009 vor den Komoren abstürzte, oder zu einer 2006 südlich von La Réunion verunglückten zweimotorigen Maschine.

Der französische Luftsicherheitsexperte Xavier Tytelman sprach von einer unglaublichen Ähnlichkeit zwischen dem gefundenen Wrackstück und einem Teil eines Ruders einer Boeing 777. Auf seinem Twitter-Account und seinem Blog stellte er eine Skizze dazu: "In einigen Tagen werden wir eine sichere Antwort haben."

Tytelman machte nach eigenen Angaben außerdem eine Aufschrift auf dem Wrackteil aus: BB670. Dabei handle es sich zwar weder um die Registrierungsnummer eines Flugzeugs noch um eine Seriennummer, doch sie werde eine Identifikation erlauben. Anderen Quellen zufolge lautet die eingestanzte Nummer 657BB.

Untersuchungen

Die für Lufttransporte zuständige Gendarmerie auf La Réunion eröffnete ein Untersuchungsverfahren. Die französischen Luftfahrtbehörden leiteten ebenfalls Ermittlungen ein. Malaysia entsandte Experten, um zu klären, ob der Fund mit dem Flug MH370 zusammenhängt. "Ich habe ein Team losgeschickt, um das Wrackteil zu untersuchen", sagte der malaysische Verkehrsminister Liow Tiong Lai am Donnerstag am UN-Sitz in New York. Vize-Verkehrsminister Abdul Aziz Kaprawi erwartet Klarheit in zwei Tagen.

Auch die australischen Ermittler, die die Suche nach dem verschollenen Flugzeug leiten, schalteten sich ein. "Wir haben einige Bilder des Gegenstands erhalten und wir lassen von Herstellern prüfen, was es sein könnte", sagte ein Sprecher der australischen Behörde für Verkehrssicherheit.

Ein Stück des gefunden Wrackteils wurde für weitere Analysen nach Frankreich geschickt, berichtete ein Journalist, der sich gerade auf La Réunion befindet, in einem Beitrag der BBC. Auch die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete am Donnerstag unter Berufung auf Justizkreise, dass das Flugzeugwrackteil Ende dieser Woche in die Nähe von Toulouse gebracht werden soll, um in einer Einrichtung der französischen Rüstungsbehörde DGA untersucht zu werden.

Koffer

An der Stelle, an der das Wrackteil angeschwemmt wurde, ist am Donnerstag offenbar ein Koffer entdeckt worden. Ein Journalist twitterte ein Foto, das die zerrissenen Überreste des Koffers zeigen soll. Die Gendarmerie habe das Fundstück mitgenommen.

Ursache des Verschwindens

Als Ursache des Verschwindens der Maschine werden weder ein technischer Defekt noch eine Entführung oder ein Anschlagsplan ausgeschlossen. Wegen der Ungewissheit kursieren viele Verschwörungstheorien zu dem Vorfall. Eine davon besagt, dass die Maschine entführt wurde, um sie als "fliegende Bombe" gegen eine US-Militäreinrichtung auf dem Diego-Garcia-Atoll einzusetzen, weshalb die US-Armee das Flugzeug abgeschossen habe. Die USA wiesen diese Theorie zurück. Am 29. Jänner stufte Malaysia das Verschwinden von MH370 offiziell als Unfall ein und erklärte alle Insassen für tot. (APA, Reuters, red, 30.7.2015)