München/Nürnberg – Die Traditionsklubs 1860 München und der 1. FC Nürnberg kriseln weiter munter vor sich hin. Beide deutsche Zweitligisten trennten sich am Donnerstag von ihren sportlichen Leitern. Bein den Sechzigern teilte Gerhard Poschner in einem offenen Brief in knappen Worten mit, er habe er seinen Vertrag außerordentlich fristlos gekündigt. Aus Nürnberg wurde bekannt, dass man sich von Martin Bader "einvernehmlich" getrennt habe.

Bader (47) war seit 2004 zunächst als Sportdirektor und seit Oktober 2010 auch als Vorstand, zuletzt für die Bereiche Sport und Öffentlichkeitsarbeit, tätig. Größter Erfolg in seiner Amtszeit war der DFB-Pokal-Sieg 2007. Bader hatte aber auch zwei Abstiege aus der Bundesliga mit zu verantworten, zuletzt den 2014. Zuletzt waren die Berichte in Nürnberg über ein zerrüttetes Verhältnis zwischen ihm und Teilen des Aufsichtsrats ebenso häufiger geworden wie die Gerüchte über eine angeblich angespannte Beziehung des Sportchefs zu Trainer René Weiler lauter. Die Personalpolitik lief ebenfalls nicht gerade erfolgreich.

Auch Burgstaller schlichtete

Nach dem 3:6 zum Saisonauftakt beim SC Freiburg musste der Mannschaftsbus des Club auf der Rückfahrt auf einer Raststätte anhalten: Bader hatte den Stopp auf Drängen einer einflussreichen Ultragruppierung angeordnet. Gut 250 Personen umringten nach Augenzeugenberichten den Bus, erst nach gut 40 Minuten ging die Fahrt weiter. Kapitän Jan Polak, Guido Burgstaller und Thorsten Kirschbaum waren zum Rapport aus dem Bus gestiegen – sie dürften dem Anhang versprochen haben, dass am Freitag im ersten Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim alles besser wird.

Poschner: Keine Chance

Poschner schrieb in seinem Abschiedsbrief: "Ich habe aufgrund der Vorkommnisse in den letzten Wochen und der belasteten Beziehung zu der Vereinsführung, die nicht von mir zu vertreten ist, endgültig die Gewissheit erlangt, dass meine Bemühungen letztlich ohne jede Chance auf Erfolg sein werden." 1860 reagierte mit einer mageren Mitteilung und verzichteten auf Dank für die geleistete Arbeit. Der frühere Bundesligaprofi (VfB Stuttgart, Borussia Dortmund, 1860) hatte seinen Posten als Sportchef im April 2014 übernommen.

Poschner war vom mittlerweile ebenfalls ausgeschiedenen Präsidium die Hauptschuld an der völlig missglückten letzten Saison gegeben worden. Vor allem seine Transferpolitik erntete teilweise heftige Kritik. Kürzlich war er deshalb von der Klubspitze um Schneider mit Zustimmung von Investor Hasan Ismaik vom Geschäftsführer Sport zum Sportdirektor degradiert worden. (sid/red – 30.7.2015)